Die Schwester von Paris Hilton

Cindy aus Marzahn in der Provinz

MAZ Oranienburg, 13.4.2007

KREMMEN
Cindy aus Marzahn ist streng: Am Anfang ihres Programms wird die Anwesenheitsliste überprüft und Frank aus der ersten Reihe zum „Arsch des Tages“ gekürt. Frank darf Cindy eine Kiwi schälen und auf die Bühne reichen.

Noch vor der Premiere im Berliner „Quatsch Comedy Club“ präsentierte Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn ihr erstes Soloprogramm „Schizophren“ in der Kremmener Theaterscheune. Mehr noch: In der „Tiefsten Provinz“ zeigte sie ihr Programm überhaupt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit. Die Karten für die Veranstaltungen am Mittwoch und gestern waren binnen Stunden ausverkauft.

Die 1971 in Luckenwalde geborene Ilka Bessin absolvierte zunächst eine Ausbildung als Köchin, wurde später Hotelfachfrau, bevor sie ihr komödiantisches Talent entdeckte – und vor den Kremmenern auslebte.

Die „dicke, pinkfarbene Frau“ sei in Wirklichkeit die Schwester von Paris Hilton. „Wir haben den gleichen Vater, stand zumindest auf den Hotelhandtüchern.“ Und was die Hilton kann – den ganzen Tag rumsitzen – kann Cindy doch schon lange. Nur ohne „Schlüpper“ rumzurennen, davon waren ihre Freunde nicht so begeistert.

Cindy aus Marzahn plauderte mit dem Kremmener Publikum, das sich während der gut 80 Minuten köstlich amüsierte: Cindy, die an Alzheimer-Bulimie leidet („Den ganzen Tag fressen und abends vergessen, zu kotzen.), Cindy, die Model für Eberswalder Würstchen war, die ihren Durchbruch in Ribnitz-Damgarten hatte – zumindest ihren Blinddarmdurchbruch. Cindy, die im Internet Klöten-Klaus kennen und vorübergehend auch lieben lernte. Und die immer daneben sitzt, wenn ihre Tochter mit ihrem Freund Marcel-Justin-Jason Sex hat.

Und wenn der Frank aus der ersten Reihe mal einen gelangweilten Eindruck machte, drohte ihm die wuchtige Marzahnerin mit einem Zuschauerspiel – auf der Bühne.

Launige Sprüche, viel Selbstironie. Das kam sehr gut an in Kremmen. Am Ende gab es heftigen Jubel und Applaus. Fast schon bewegend: Die Stand-Up-Komödiantin gab zu, mächtig nervös gewesen zu sein vor dem Auftritt. „Aber sie fand das Publikum super“, erzählt Theaterleiter Andreas Dalibor. Nach dem Auftritt habe sie noch mit den Jugendlichen in der Scheune zusammengesessen – und angeboten, im Sommer wiederzukommen.


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