Die Sprachbarriere ist groß

Robert Meseck (21) aus Hennigsdorf studiert im ungarischen Debrecen Medizin

MAZ Oranienburg, 10.1.2007

HENNIGSDORF
Platz 1300. Etwa neun Semester Wartezeit. So lange wollte Robert Meseck nicht warten, bis er sein Medizinstudium anfangen konnte. Der 21-jährige Hennigsdorfer hat sich stattdessen in Ungarn beworben.
„Hier hat mein Abi nicht ausgereicht“, erzählt er. Seine Prüfungen an der Evangelischen Schule in Frohnau hatte er 2004. „Ich hatte einen Durchschnitt von 1,9. Was aber wohl Welten entfernt ist von der deutschen Norm, die fängt wohl bei 1,5 an.“
Bei der zentralen Studienvergabestelle in Deutschland hatte Robert Meseck keine Chance. Da half auch der Zivildienst und Praktika in der Oranienburger Rettungsstelle und der Regenbogenschule in Hennigsdorf wenig. „Ich habe dann im Internet nach anderen Möglichkeiten gesucht“, erinnert er sich. Schnell bot sich Debreceni Orros Tudomani Egyetem (DOTE) an. Die Uni liegt in Debrecen, im Osten Ungarns, etwa 50 Kilometer entfernt von der Grenze zu Rumänien. „Ich bin da hingefahren und habe mich beworben.“
Am Ende wurde er angenommen. „Für mich war es kein Problem, nach Ungarn zu gehen“, sagt Robert Meseck. „Ich wollte weg und ein Studium im Ausland bot sich sowieso an.“ Über Ungarn wusste er vorher nur, „dass es ein temperamentvolles südosteuropäisches Volk ist und eine komische Sprache spricht.“
Seit 2005 lebt Robert nun in Debrecen. „In einer WG unweit der Uni, gemeinsam mit einer anderen Deutschen.“ Das Leben in Ungarn ist nicht immer einfach. Robert: „Das ist schon etwas anderes. Im Kino oder im Theater versteht man nichts. Im Laden habe ich Probleme zu sagen, was ich möchte. Nur wenig sprechen englisch oder deutsch.“ An der Uni hat er zwar auch Ungarisch Kurse, „aber es ist trotzdem super schwierig“. Hinzu kommt, dass es „wenige Berührungspunkte mit den ungarischen Studenten gibt, da wir kaum Kurse gemeinsam haben“. Die Kurse in Medizin hat der Hennigsdorfer allesamt auf Englisch. „Das ist ein internationales Studienprogramm.“ Junge Leute aus 36 Ländern sind dabei.
Insgesamt vier Semester will Robert Meseck in Ungarn absolvieren. „Dann habe ich das Physikum und die Vorklinik, den ersten Ausbildungsabschnitt, abgeschlossen.“ Derzeit prüft das Bundesbildungsministerium, ob das Studium in Debrecen in Deutschland anerkannt wird.
Während seiner Semesterferien bis Ende Januar arbeitet er in der Chirurgie des Oranienburger Krankenhauses. In welche Richtung der Medizin er später mal gehen möchte, weiß er noch nicht genau. „Ich versuche so viel wie möglich zu lernen und kann mir durchaus vorstellen, später mal in die Forschung zu gehen.“
Das Studium finanziert die Familie von Robert Meseck privat. Auch in der Hoffnung, später einige Vorteile zu haben: „Ich konnte in Ungarn schon Auslandserfahrungen sammeln, spreche fließend Englisch und komme mit vielen Kulturen zusammen.“
Nach den vier Semestern in Debrecen will sich Robert in Deutschland bewerben.


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