Sie sehen nicht weg

Ein Nachmittag zum Thema Gewalt

MAZ Oranienburg, 30.10.2006

LEHNITZ

Meldungen, die nachdenklich machen: 19 Prozent der organisierten Arbeitnehmer neigen zum Rechtsextremismus. 31 Prozent der Brandenburger denken ausländerfeindlich. Ein CDU-Abgeordneter drohte per E-Mail seinem Prenzlauer PDS-Kollegen mit einem Brandanschlag. Zu einer aktuellen Stunde im Bundestag kamen nur 20 Prozent aller Abgeordneten ins Plenum. Diese Ansammlung von Nachrichten der vergangenen Zeit ist nur ein kleiner Auszug aus der Realität.
Gemeinsam mit den Liedermachern Jörg Kokott und Frank Viehweg war am Sonnabendnachmittag Klaus Feldmann zu Gast in der Lehnitzer Friedrich-Wolf-Gedenkstätte. Im Rahmen der „Wir sehen nicht weg“-Tour 2006, einer Aktion des Vereins „kommunalpolitisches Forum Brandenburg“, trug der einstige DDR-Fernsehliebling und Sprecher der „Aktuellen Kamera“ ausgewählte Studien und Nachrichten zu rechter Gewalt, Ausländerfeindlichkeit und Kriegsgefahren vor. Die Lieder von Kokott und Viehweg kommentierten und ergänzten die nachdenklich machenden Texte.
Erstmals trafen die drei im vergangenen Jahr bei einer Kleinkunstnacht in Mecklenburg-Vorpommern aufeinander. Dort wurde auch über rechte Gewalt gesprochen. „Man müsste mal was tun“, waren sie sich einig. Und sie tun etwas. Versuchen mit dem 90-minütigen Programm, die Leute aufzurütteln.
„Ich habe meinen Bücherschrank geplündert“, erzählt Klaus Feldmann über die Vorbereitungen. Gefunden habe er Texte von Tucholsky, Kästner, Stengel und vielen weiteren Autoren. „Aber auch viele aktuelle Beiträge: Nachrichten, Gedichte, Geschichten. Alle möglichen Genres.“ Dabei wirken auch die älteren von Feldmann vorgetragenen Texte mitunter erschreckend aktuell.
Leider fanden sich nur 15 Zuhörer in der Friedrich-Wolf-Gedenkstätte ein. Darunter nur ein junges Mädchen. Dabei sollte dieses Programm gerade für Jugendliche interessant sein. Plakatwerbung gab es beispielsweise auch vor dem Oranienburger Runge-Gymnasium. „Es gibt wenig Interesse von Schulen“, sagt Klaus Feldmann. „Alle sind immer betroffen, wenn tatsächlich etwas passiert, trotzdem ist es nicht so, dass wir jeden Tag Angebote bekommen.“ Er überlegt. „Vielleicht ist es ihnen zu links.“
Aufgeben wollen sie aber trotzdem nicht. Auch im Jahre 2007 soll ihre Tour weitergehen.


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