Fast immer warmes Wasser

Robert Grünler (23) aus Kremmen lebt ein halbes Jahr im russischen Novotscherkassk

MAZ Oranienburg, 27.9.2006< NOVOTSCHERKASSK Mit der kyrillischen Schrift kommt Robert Grünler mittlerweile klar. „Probleme gibt es eher beim Verständnis des Gesprochenem“, meint der 23-jährige Kremmener. Ein Semester lang lebt er in Novotscherkassk und besucht dort die Südrussische Staatliche Technische Universität (SRSTU). 200000 Einwohner hat Novotscherkassk, die als die Hauptstadt der Don-Kosaken gilt. Das Abenteuer begann Anfang August. „Ich wollte während meines Studiums an der TU Ilmenau auf jeden Fall noch ein Auslandssemester machen, um eine weitere Sprache zu lernen“, erzählt Robert Grünler. „Da ich Englisch in der 11.Klasse bereits mit einem Schuljahr in den Staaten abgehakt hatte, musste ich mir einen anderen Favoriten suchen.“ Schon am Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasium lernte er Russisch. „So war diese Variante besser, als eine dritte Sprache neu zu lernen.“ Schon vorher war er bereits zweimal in Novotscherkassk, organisiert von der TU Ilmenau. „Dort hat es mir ganz gut gefallen und zusätzlich wird ein Aufenthalt in Russland von GoEast (DAAD) auch relativ gut gefördert, so dass sich die finanziellen Belastungen in Grenzen halten.“ Der Mechatronik-Student arbeitet in Russland an seiner Studienarbeit zum Thema: „Optimierung des Energieertrags von Solarmodulen durch Nachführung“. Auch Mechatronik-Vorlesungen besucht er. „Als Deutscher wird man hier sehr freundlich aufgenommen“, erzählt Robert Grünler. „Es ist nicht schwer, viele Leute in kurzer Zeit kennen zu lernen.“ Mit einem Kommilitonen aus Ilmenau lebt er in einem Zimmer einer Zweiraumwohnung eines Wohnheimes. „Das Wohnheim an sich ist das Beste, was es hier gibt“, meint Robert. „Wir hatten bis jetzt nur wenig Kakerlaken und auch fast immer Wasser.“ Manchmal riecht es ein wenig: „Im Keller scheint eine Art Klärgrube untergebracht zu sein. An Tagen, in denen es keinen Wind gibt, steigen die Dämpfe an unserem Fenster vorbei und machen lüften nur über den Flur möglich.“ Ziemliche Unterschiede sind Robert Grünler zwischen den Deutschen und den Russen aufgefallen – gerade äußerlich: „Was jedem Mann bei der Ankunft an russischen Flughäfen auffällt, sind die Frauen“, sagt er. „Offensichtlich verhält sich die Mode hier so, das Miniröcke und Pfennigabsätze ein absolutes Muss sind. Bei den Männern verhält sich das eher umgekehrt: Die Liebe zu gestylten Haaren könnte man als nicht vorhanden annehmen.“ Aber auch an der Uni herrschen andere Regeln als in Deutschland: „Bei meiner Ankunft im August gab es Temperaturen von bis zu 40 Grad. Für die Uni hieß es aber trotzdem: lange Hosen anziehen, koste es was es wolle. Ich kenne zwar ähnliche Regeln von meiner amerikanischen Highschool, allerdings war diese auch mit Klimaanlagen ausgestattet, die solche Regeln auch erträglich machten.“ Mit den Freunden zu Hause hält er unter anderem durch ein Internettagebuch Kontakt, in dem er alle seine Erlebnisse notiert und bebildert. Hier schildert Robert Grünler beispielsweise die Liebe der Russen zum Wodka: „Bier ohne Wodka ist verschwendetes Geld.“ Spannend sind auch immer die Fahrten mit der Tram. „Die Bahnen sind auf einem Niveau, bei dem jeder Tüv-Angestellte ohne weitere Untersuchen die Einstellung des Betriebes fordern muss. Zum Ziel wird man nicht gefahren, sondern eher geschüttelt.“ In vier Monaten wird wieder alles anders. Dann kehrt Robert Grünler nach Deutschland zurück.


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