Gut gegen Böse

Der Privatsender RTL startet mit „Alles was zählt“ heute die dritte tägliche Serie


 

MAZ, 4.9.2006

Die Schadenfreude bei RTL hielt sich sicher in Grenzen: Nach dem Start der Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ („SiB“) am 21.August beim Konkurrenten Sat.1 gingen nach gutem Start die Quoten nach unten. Von RTL kein hämischer Kommentar. Schließlich startet beim Kölner Sender heute ebenfalls eine neue tägliche Serie.
Nach einem recht guten Start mit fast drei Millionen Zuschauern interessierten sich zwischenzeitlich weniger als zwei Millionen Zuschauer für „SiB“. Inzwischen scheinen sich jedoch die Quoten wieder zu erholen. Der Marktanteil lag in der vergangenen Woche bei recht stabilen 15 Prozent.
Heute also zieht RTL nach. „Alles was zählt“ heißt das Baby, das um 19.05Uhr das Licht der Fernsehwelt erblicken wird. Damit werden bei RTL mit „Unter uns“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ drei Seifenopern am Vorabend laufen. „Wir haben uns auf unsere Kernkompetenz konzentriert“, meint RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. Und doch sei bei „Alles was zählt“ vieles anders. Besser, moderner, spannender. „Wir setzen neue Maßstäbe“, verspricht der Fernsehmacher im Vorfeld.
Für die neue Serie konnte Ex-Eislaufstar Tanja Szewczenko gewonnen werden. Das passt, denn „Alles was zählt“ spielt genau dort – im Eislaufmilieu. Die 23-jährige Diana Sommer (Szewczenko) wohnt mit ihrer Familie in einer Essener Arbeitersiedlung. Der größte Traum der Inline-Kurierin: Eisläuferin zu werden. Schon heute deutet sich an, dass daraus etwas werden könnte.
„Es ist die perfekte Rolle für mich“, sagt Tanja Szew-czenko. Sie ist bereits soaperfahren, stieg bei „Unter uns“ aus, um „den Horizont zu erweitern“, wie sie sagt. Raus aus der Soap, rein in die nächste. Was für Horizonte?!
Um die Zuschauer anzulocken, soll die erste Folge von „Alles was zählt“ heute Abend komplett ohne Werbung gezeigt werden. Potenzielle Fans können sich einen ersten Eindruck verschaffen. Und sie werden sehen, dass RTL für seine neue Serie durchaus Aufwand betreibt. Die Szenen auf dem Eis sehen recht professionell aus, machen Eindruck. Der Rest: Klischees. Gute Familie gegen böse Familie. Gutes Mädchen gegen Intrigenhexe. Eine ehrgeizige Mama, die Druck ausübt. Das ist alles schon mal da gewesen.
Dazu singt Christina Stürmer „Ich kriege nie genug!“ Damit sich die Ohren der Zuschauer ganz schnell daran gewöhnen, wird der Song in den ersten fünf Minuten von Folge eins gleich dreimal zu Gehör gebracht. Die CD gibt es übrigens schon im Handel. Was auch sonst. Die Vermarktungsmaschine läuft schon vor dem Serienstart an.
„Alles was zählt“ muss sich auf dem Sendeplatz um 19.05Uhr bewähren. Schließlich verschiebt RTL dafür sogar das ehemals extrem erfolgreiche Boulevardmagazin „Explosiv“ nach 14 Jahren auf den 18-Uhr-Termin.
Ob die neue Seifenoper Erfolg hat, kann niemand genau vorhersagen. Teure, aufwändige Szenen allein sind heutzutage kein Quotengarant mehr. Andererseits: Auch „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ brauchte Jahre bis zum großen Erfolg. Ob RTL im Falle eines Quotensinkfluges auch wieder so einen langen Atem hat?


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