Anreize für junge Ärzte

Diskussion über die medizinische Versorgung auf dem Lande


MAZ Oranienburg, 1.7.2006

OBERKRÄMER

Derzeit gibt es in Oberkrämer vier Praxen von Allgemeinmedizinern. „Das hört sich viel an“, meint der stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende Carsten Schneider. Eine davon, in Bötzow, ist jedoch nur einmal in der Woche für zwei Stunden geöffnet. Zu einer Diskussionsrunde über die ärztliche Versorgung auf dem Lande hatte die SPD Schwante/Oberkrämer in die Vehlefanzer „Lindenschenke“ geladen.
„In Bötzow haben wir ein echtes Problem“, sagt Ortsbürgermeister Götz Lippmann am Donnerstagabend. Nachdem der dort ansässige Arzt in den Ruhestand ging, gab es in Bötzow keine Praxis mehr. „Jetzt haben wir Doktor Zöpfgen aus Velten gewinnen können“, so Götz Lippmann. Doch zwei Stunden pro Woche in der ausgelagerten Praxis seien nicht befriedigend. „Der Zuspruch ist nicht sehr groß.“ Es gäbe zwar neue Patienten, aber die würden für eine Wirtschaftlichkeit nicht ausreichen. Andererseits liege Velten ja auch in direkter Nachbarschaft zu Bötzow.
„Viele Berliner, die hierher rausgezogen sind, haben ihren dortigen Hausarzt behalten“, sagt Carsten Schneider.
Ulrich Schwantes praktiziert seit drei Jahren in Schwante. „Ich konnte mich sofort niederlassen“, erinnert er sich. Insgesamt seien in Oberhavel neun Hausarztsitze frei, gerade in weniger dicht besiedelten Gebieten. „Und die Situation wird immer dramatischer“, so Schwantes. In etwa zehn Jahren gebe es den nächsten Altersknick, bei dem sehr viele Hausärzte in Rente gehen werden, aber keine Nachfolger vorhanden sind.
„Die Studenten müssen aufs Land.“ Es müsse deutlich darauf hingewiesen werden, dass die Hausarztmedizin durchaus befriedigend sei. Auch die Gemeinden müssten aktiv werden: „Die Region blutet aus, wenn einfache soziale Bedingungen nicht erfüllt sind.“ Dazu gehören ein Arzt, eine Schule, eine Kita und ein Lebensmittelmarkt. „Ansonsten gehen auch gerade die alten Menschen weg.“ Im Fall von Ulrich Schwantes habe ihm die Gemeinde Oberkrämer bei der Suche nach Praxisräumen geholfen.
„Junge Kollegen brauchen Anreize.“ Möglich seien Mietminderungen in den ersten Jahren. Oder die Gemeinde „könnte übernehmen, den Weg vor der Praxis zu pflastern“, so der Schwantener Arzt.
Das sei aber nur ein Problem. „Wir müssten eigentlich deutlich mehr Patienten behandeln“, sagt Ulrich Schwantes. „750 pro Quartal. Da muss man relativ schnell arbeiten.“ Er hofft, dass diese Vorgaben der kassenärztlichen Vereinigung wieder zurückgenommen werden. Wer unter dem Wert liege, dem würde das Honorar gekürzt.
Wenn alle Hausarztsitze besetzt wären, wäre das für die Patienten eventuell besser, für die Ärzte würde sich die Situation womöglich verschärfen. Wichtig, so Schwantes, sei es aber auf jeden Fall, dass die Ärzte untereinander zusammenarbeiten und keine Konkurrenz zueinander bilden.


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