ZAPPER VOR ORT: Fußball-Bundesliga in Stuttgart

SA 08.04.2006, Stuttgart, Gottlieb-Daimler-Stadion

Etwa 35000 Leute strömten am Sonnabend ins Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion. Der VfB (Verein für Bewegungsspiele) empfängt in der 1. Fußball-Bundesliga Nürnberg.
Wir haben einen Stehplatz im Block A – dem Fanblock von Stuttgart. Dementsprechend waren die meisten gekleidet. Ausgestattet mit Stuttgart-Trikots und Schals warteten alle auf den Anpfiff.
Neben dem Tor moderierte der Stadionsprecher die „Soccer-Show“. Präsentiert von einem Sportausstatter. Alles, was er zu sagen hatte, wurde von irgendjemandem gesponsert. Jeder Pups hatte einen Werbepartner. „Die Startaufstellung wird Ihnen präsentiert von Firma X.“ – „Firma Y präsentiert Ihnen die Schiedsrichter des Spiels.“
Die Stuttgarter Spieler werden jubelnd begrüßt. Die Musik beim Einlauf der Spieler ist übrigens die gleiche wie die daheim beim Oranienburger Handballclub. Die Nürnberger werden ausgebuht.
15.30 Uhr, das Spiel beginnt. Beziehungsweise habe ich das gar nicht so genau mitbekommen. Denn direkt vor unserem Block hat sich eine Art Animateur postiert. Er sorgte dafür, dass unser Block immer etwas zu singen hatte – und vor allem, damit auch alle immer wussten, was man denn so singen konnte. Da weiß man gar nicht, worauf man nun achten soll: auf das Spiel oder den typen da vorne?
„VfB Stuttgart! Schieß ein Toooor, schieß ein Tooor, schieß ein Tooohooohor!“ „Nürnberger – Arschlöcher!“ Das Niveau drohte… Ach, lassen wir das mit dem Niveau mal weg. Gäbe es aber diesen Animateur nicht, würde im Stadion Ruhe herrschen. Die Atmosphäre, die im Fernsehen rüberkommt, würde es nicht geben. Gute Stimmung kommt eben nicht von alleine.
Auf der Leinwand wurde das Zwischenergebnis des Spiels Hertha BSC – Kaiserslautern anzeigt (präsentiert von Firma Z). 1:0 für Berlin. Das Stuttgarter Publikum buht. Ich applaudiere. Heimlich. Soll ja nicht auffallen. Ich könnte ja auch mal „Oranienburger FC“ rufen. Würde in Stuttgart bloß niemand kennen.
0:0. Wie spannend. Erst zehn Minuten vor Schluss fiel endlich das 1:0 für Stuttgart. Nürnberg wurde geschlagen.
Eigentlich ist Fußball ja eher eine langweilige Sache. Ein Spiel dauert etwas mehr als 90 Minuten, aber es fällt nur ein Tor (jedenfalls in unserem Fall). Da lobe ich mir doch Handball oder Basketball.
Später, in der U-Bahn, meint ein junger Mann zu seinem gegenüber sitzenden Freund: „Hoffentlich schaffen wir es noch zur Sportschau. Ich will doch mal das Tor sehen.“ Tja, im Fernsehen sieht man eben alles besser.


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