Die Aula verwandelte sich in einen Bahnhof

Gymnasiasten von „Runge“ und „Louise“ lasen in ungewöhnlichem Ambiente Zuggeschichten vor


MAZ Oranienburg, 3.4.2006

ORANIENBURG

„Vorsicht an den Türen! Der Zug fährt ab!“ Die Aula des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums (LHG) verwandelte sich am Sonnabendabend in einen Bahnhof. In den Oranienburger Bahnhof.
Schülerinnen und Schüler des LHG und des Runge-Gymnasiums luden zu einer gemeinsamen Lesung unter dem Motto „Zuggeschichten“. Mit sehr viel Liebe zum Detail wurde die LHG-Aula zum Bahnhof umgestaltet. Nicht fehlen durfte ein großes „Oranienburg“-Schild. Links und rechts waren Bahnsteige (die Bühnen) mit einer Bank, einem Mülleimer und natürlich den Schildern, „Bahnsteig 1 bis 4“. Auf der linken Seite der Aula, Verzeihung: des Bahnhofs, stand ein Fahrkartenautomat, auf dem sogar der Berliner Streckenplan klebte.
Nach der Abfahrt des „Zuges“, des Regionalexpresses 1914/1994 (die Gründungsjahre der beiden Gymnasien), ging es auf eine literarische Reise. Jeder Beitrag wurde, bahntypisch, mit der aus dem Regionalexpress bekannten Hymne eingeleitet. Auf einer großen Leinwand erschienen Bilder der Vorleser, die alle vorher auf dem Oranienburger Bahnhof fotografiert wurden.
Vorgelesen wurden Prosa, Lysik und Belletristik. Lieblingsbücher der Gymnasiasten oder auch Selbstgeschriebenes. Elisabeth Krüger las aus dem Buch „Vom Vollrausch zum Leergut“ von Wiglaf Droste. Ariane Lehmann rezitierte aus Hermann Hesses Gedicht „In Sand geschrieben“. Paul Vonberg trug das von ihm selbst verfasste „Seelensterben“ vor.
Zwischendurch, wie sollte es im Zug auch anders sein: Fahrkartenkontrolle.
Marduk Burdinski las Tetsches „Abgeschlossene Romane“ vor. Einen Höhepunkt bildete „Der Schwiegermuttermörder“ von Jürgen von Manger, als Dialog vorgetragen von Julia und Ulrike Gruhne. Es gab viele Lacher, als Tegtmeier schilderte, wie er seine tote Schwiegermutter in drei Fuhren mit seinem Bollerwagen zum Rhein-Herne-Kanal karrte.
„Einen Monat lang dauerten die intensiven Vorbereitungen“, erzählte Moritz Marbach. „An der Organisation und Aufführung waren 30 Leute beider Gymnasium beteiligt.“ Gemeinsam mit Madleen Knauth vom Runge-Gymnasium hatte er die Idee hierzu. Schon einige Zeit arbeiten die beiden Schülerzeitungen der Gymnasien, „Penner“ und „iWAHN“, zusammen. „Die Lesung war eine Erweiterung, eine Konsequenz dieser Idee“, sagt Moritz Marbach.
Nicht nur eine tolle Idee. Auch die Umsetzung dieser Lesung war nahezu perfekt. Das außergewöhnliche, sehr interessante Ambiente machte sie zu einem ungewöhnlichen Erlebnis. Die Zusammenarbeit zwischen Runge-Gymnasium und Louise-Henriette-Gymnasium soll fortgesetzt werden. Im Sommer soll es bei Runges ein Open-Air-Konzert geben.

Auf ein Wort: Gemeinsam

Während es zurzeit darum geht, ob das Louise-Henriette-Gymnasium eine vierte 7.Klasse eröffnen oder ob sich stattdessen das Runge-Gymnasium „vergrößern“ darf, scheren sich die Schüler beider Häuser nicht um diesen Streit. Im Gegenteil: Sie arbeiten mehr und mehr zusammen. Gestalten gemeinsame Seiten in ihren Schülerzeitungen und organisierten auch die Lesung am Sonnabend in der Aula bei „Louise“. Sie lieferten damit ein echtes Glanzstück ab. Allein die Vorbereitungen für die Veranstaltung müssen sehr langwierig gewesen sein. Und das alles außerhalb der Schulzeit. Respekt! Eingeladen waren zu den „Zuggeschichten“ auch die Schulleiter beider Gymnasien. Beide blieben der Veranstaltung fern. Was sehr schade ist und die Schüler sehr enttäuschte. So setzten am Sonnabend nur die Gymnasiasten selbst das Achrungssignal, dass eine Zusammenarbeit absolut gewünscht ist.


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