Schulle

Dort, wo ich sonst meine größten Erfolge im Badminton feiere, fand heute Abend die ganz große Boxsause statt. Das DSF übertrug aus der Badminton- und Tennishalle der Turm-Erlebniscity in Oranienburg diverse Boxkämpfe. Unter anderen boxte Marco „Schulle“ Schulze aus Velten um den Intercontinental-Titel im Superweltergewicht. Es war einer von (ich glaube) 13 Kämpfen an diesem Abend.
Als ich gegen 20 Uhr in der Halle ankam, war die Stimmung eher so lala. Die Boxer im Ring schienen kaum beachtet zu werden, nur hin und wieder gab es Applaus. Unterdessen wurden die beiden DSF-Moderatoren geschminkt, auf dem Monitor lief das laufende DSF-Programm: ein Dart-Match. Wie spannend. Wir machen uns Sorgen über das enge Kleid der DSF-Frau, das von vorne zwar ganz nett aussah. Von hinten aber eher wie eine Presswurst. Außerdem fragten wir uns, wann eindlich mal jemand auf der welligen Auslegware hinknallt. Viele wunderbare Stolperfallen luden geradezu dazu ein. Und warum ziehen sich die Nummerngirls (die im Ring die nächste Runde anzeigen) nicht von Runde zu Runde ein Kleidungsstück aus? Alle hatten eine Schärpe um. Von weitem sahen sie wie eine Miss aus. Miss Oberhavel oder so was. Beim näheren Hinsehen stellten sich die Schärpen aber als Reklame heraus: Miss Eberswalder Würstchen.
Inzwischen ist auch das DSF auf Sendung und überträgt den Kampf, der zu sehen ist, live in die Welt. Live aus Oranienburg. Die Moderatoren sehen sich das Treiben lieber auf dem Monitor an. Ansonsten hätte sich Frau Presswurst wahrscheinlich ihre Brille anschnallen müssen, um alles erkennen zu können.
Schulles Kampf rückte näher. Die Stimmung erreichte nun wirklich den Siedepunkt. „Wir woll’n den Schulle sehn…“ Sprechchöre wie beim Fußball. Als Schulze die Arena betritt, gibt es einen wahnsinnigen Jubel. Als sein Gegner Hinteregger kommt, eher weniger. Er kommt mit dem Song „Eye Of The Tiger“ herein. Sehr einfallsreich, war das doch vor Jahren schon der Song vom „Tiger“.
Ich verfolge den Kampf direkt am Ring, habe die allerbeste Sicht. Neben mir sitzt einer der vier Wertungsrichter, der sich aber nicht in die Karten blicken lässt. Genau 12 davon hat er. Nach jeder Runde reicht er eine dem Ringrichter hoch.
Schon am Ende von Runde 1 der erste Niederschlag durch Schulle. Hinteregger scheint angekratzt. Aber das scheint nur so. Boxer sind ja harte Jungs. Als Schulle seinen Gegner später in die Ecke drängt, brandet erneut großer Jubel auf.
Schwerer Treffer ins Schulles Gesicht in Runde 5. Nur einen kurzen Augenblick scheint der Veltener irritiert. Aber bei meinem Kampfrichter neben mir führt er nach dieser Runde mit 46:48.
Runde 11: Abbruch des Kampfes. Marco Schulze gewinnt. Einige Journalisten hinter mir mosern ein wenig. Na ja, so ganz klar, warum der Abbruch gerade jetzt kam, war es mir auch nicht.
Schulle ist nun Intercontinentalmeister. Sein Siegerkranz, den er umbekommt, sieht zwar irgendwie nach Totensonntag aus, aber was soll’s.
Danach kam zwar noch ein weiterer Kampf – mir aber hat’s gereicht. War aber eine sehr interessante Erfahrung, so einen Boxkampf quasi hautnah gesehen zu heben.
Und wenn ich wieder diese Halle betrete, mache ich alle im Badminton fertig. Ganz sicher. Auf Schulles Spuren…


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