Hütchenspiel

Es gibt sie noch – die Hütchenspieler. Wir haben sie heute beobachten dürfen, am Kürfürstendamm in Berlin.
Ein wenig versteckt an einem Baum hockt ein Typ, vor sich eine Spielunterlage. Darauf: ein Kügelchen und drei Hütchen. Das Ganze wird hin -und hergeschoben und der „Mitspieler“ muss raten: Unter welchem Hütchen ist die Kugel.
Wetteinsatz: 50 Euro.
Tatsächlich stehen um den Mann herum fünf Leute, die dem Treiben zusehen. Und munter mitspielen. Die Fuffis haben sie erstaunlich schnell griffbereit. „Ja, da muss sie sein!“ Mal haben sie Glück, mal nicht. Dabei ist das doch alles total einfach! Denn der Hütchenspieler kommt mit seiner Hand ständig ans Hütchen, so dass die Kugel sichtbar ist.
Natürlich werden wir gefragt, ob wir mitspielen wollen. Nein. Erstens: Keine Lust. Und zweitens: Wir hatten gar keine 50 Euro bei.
Fakt ist: Bis auf uns beide, gehörten sämtliche Umstehenden zu dem Hütchenspieler. Eindeutig. Alle kannten sich. Zumal wir das ganze länger beobachtenen. So fingen einige Szenen an, sich zu wiederholen. Plötzlich sagte die eine Frau einen Satz, den sie haargenau zwei Minuten vorher schon mal sagte. Vor allem: Wenn schon so viele mitspielen, warum dann wir auch noch?
Wie auf ein Zeichen hin stand der Hütchenspieler plötzlich auf und verschwand ganz fix. Ebenso wie die Mitspieler. Weg war’n se. Von der andern Seite kam ein Typ, der ganz schnell das Spiel weggeräumt hat.
War es denen zu auffällig, dass wir da rumstanden, um sie zu beobachten? War Polizei in der Nähe?
Eine halbe Minute später sahen wir dann an einer Hausecke zwei Frauen, die sich angeregt miteinander unterhielten. Beide standen gerade noch am Hütchenspiel. Und beide kannten nicht da noch nicht. Angeblich.
Wir haben das Ganze durchschaut. Lasst die Finger davon!


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