Absage an die Rechtsextremen

Junge Erstwähler aus Oberhavel können den großen Parteien aber auch wenig abgewinnen


MAZ Gransee, 14.9.2005

GRANSEE

„Das Interesse an Politik ist da“, meint Carolin Alexander. „Aber es ist schwer, wirklich genaue Informationen zu finden.“ Die 18-jährige Schülerin aus Fürstenberg darf am Sonntag zum ersten Mal den Bundestag mitwählen. „In der Schule setzen wir uns aber zu wenig damit auseinander“, findet sie. Carolin ist Mitglied der Philosophie-AG des Granseer Strittmatter-Gymnasiums. Dort wurde eine Stunde lang über die Wahlen gesprochen.
„2002 hatte ich mehr Interesse an den Wahlen“, sagt Daniel Kranz. Und das, obwohl der jetzt 18-jährige Zehdenicker da noch gar nicht wählen gehen durfte. „Heutzutage kann man doch die Politiker und die Parteien kaum noch unterscheiden.“ Rico Liese (18) aus Grieben glaubt den Politikern nicht: „Vor den Wahlen versprechen sie viel, aber danach sieht man ja, dass sie das meiste doch nicht einhalten.“
Die Unentschlossenheit, welche Partei sie wählen wollen, ist groß. „Ich werde jedenfalls keine der großen Parteien wählen“, ist sich Christin Fank (19) sicher. Die Fürstenbergerin steht mit ihrer Meinung nicht allein da. „Ja, Hauptsache, wir gehen überhaupt wählen“, meint Daniel. Rico Liese findet das falsch. „Was bringt es, eine Partei zu wählen, von der man eh schon weiß, dass sie es nicht in den Bundestag schafft?“
Eine eindeutige Absage gibt es an die rechtsextremen Parteien. „Das sind doch alles demagogische Ansätze“, findet Daniel. „Lächerlich. Und wer das nicht mitkriegt, ist ziemlich dumm.“ Aber wie sollte mit diesen Parteien umgegangen werden? So, wie es einige Parteien im Wahlkampf machen? „Letztens hat eine der großen Parteien hier Flyer verteilt“, erinnert sich Victoria Heller (18). „Darauf stand: ,Nazis nehmen uns die Arbeit weg’. Das ist doch genau dieselbe Masche, mit der auch die Rechtsextremen arbeiten“, beschwert sich die Zehdenickerin. „Wenn das Ironie sein soll, hat das jedenfalls nicht geklappt.“ Rico sieht das ähnlich: „Damit sind sie genauso intollerant wie die Nazis.“ Aber was sollte man stattdessen tun? „Manchmal denkt man das gar nicht von den Leuten, dass sie rechts sind“, erzählt Victoria. „Da ist die Angst, sich damit auseinander zu setzen groß. Man hat Angst, keine guten Gegenargumente zu haben.“
Heutzutage scheint sich alles nur noch um die Frage: Schröder oder Merkel zu drehen. „Ich würde keinen von beiden wählen“, meint Rico Liese. „Schröder hatte seine Chance“, sagt er. Carolin hält dagegen: „Aber Frau Merkel kann sich schlecht präsentieren. Viele Leute machen ihre Wahl nur davon abhängig.“
Sonntag ist Wahltag. Ein Abend vor dem Fernseher? „Ich werde mich nicht so drauf verschärfen“, sagt Victoria. „Ich werde es ja am nächsten Tag in der Zeitung lesen.“ Anders bei Christin Fank: „Ich werde es mir auf jeden Fall ansehen.“


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