Eckige Leute, runde Musik

Deutschpop-Aufsteiger aus Oberhavel: Kimono über Chancen, Vorbilder und deutsche Texte

MAZ, Die Märkische, 6.8.2005

Die Popband Kimono, deren Mitglieder aus Oberhavel und Berlin stammen, haben den Einzug ins Weltfinale des Emergenza-Wettbewerbes geschafft. Mit Sänger Lukas Pizon (25, aus Berlin) und Bassist Benjamin Steinke (20, aus Birkenwerder) sprachen Konrad Litschko und Robert Tiesler.

Ende Juni habt ihr das Berlin-Finale von Emergenza, dem größten europäischen Newcomer-Bandwettbewerb, gewonnen. Am 12. August tretet ihr beim internationalen Emergenza-Finale im bayerischen Taubertal auf. Wie bereitet ihr euch vor?
Lukas Pizon: Wir hatten bisher durch Uni und Urlaub fast gar keine Zeit zum Proben. Wir setzen da auf unser Material aus dem Berlin-Finale, das hat ja schon einmal ganz gut geklappt.

Sind die Fans denn auch bereit, bis ins ferne Taubertal zu reisen?
Benjamin Steinke: In den vergangenen Monaten hat sich ein kleiner, fester Fankreis um uns aufgebaut. Da haben sich schon welche fürs Finale angesagt.

Was versprecht ihr euch von dem Auftritt auf dem Festival?
Pizon: Wir versprechen uns nicht so viel davon. Schließlich konnten sich auch Bands aus den USA oder Schweden qualifizieren. Wir wissen nicht, nach welchen Kriterien dort entschieden wird. Dass wir den Hauptpreis, die USA-Tour, gewinnen, halten wir für sehr unwahrscheinlich. Wir machen uns ein schönes Wochenende.

Das Finale ist Teil eines Festivals, auf dem Bands wie Silbermond und Juli spielen, die genau wie Kimono deutschsprachigen Pop präsentieren. Sind sie Vorbilder?
Pizon: Wir haben keine wirklichen Vorbilder. Bei uns hört jeder andere Musik. Ich höre alles von Elektro, Indiepop über Schlager bis hin zu „Sexy Pop“. Ich denke, musikalisch können wir mit Silbermond und Juli locker mithalten. Zudem wirkt bei denen vieles gekünstelt.

Was zeichnet Kimono gegenüber anderen Deutsch-Pop-Bands aus?
Pizon: Wir haben Power und Profil. Bei uns sind die Leute eckiger und die Musik ist runder. Ich finde, wir haben Authentizität.

Warum habt ihr euch eigentlich nach einem traditionellen japanischen Kleidungsstück – dem Kimono – benannt?
Steinke: Seit März haben wir unseren neuen Sänger, Lukas. Vorher hießen wir noch Greensession. Eigentlich wollten wir einen deutschen Namen. Der Name Kimono bedeutet nur etwas für uns persönlich – Lukas ist großer Japan-Fan.

Wie kamt ihr zu den deutschen Texten?
Steinke: Wir wollten uns einfach nicht blamieren, weil wir eigentlich ziemlich schlecht in Englisch sind. Hinter englischen Texten kann man sich auch viel besser verstecken. Wer keine deutschen Texte schreiben kann, schreibt englische.

Und worüber singen Kimono?
Pizon: Liebe, Träume, Gefühle! Wir sind keine politische Band, unsere Musik spielt sich auf der Gefühlsebene ab. Dabei sind unsere Texte durchaus selbstfixiert. Wir versuchen eigene Erfahrungen in sprachlichen Bildern zu verarbeiten. Es kommt oft vor, dass die Texte unseren Hörern etwas ganz anderes bedeuten als uns.

Gibt es auch verkorkste Auftritte?
Steinke: Klar. Wir hatten mal einen Auftritt beim Naturparkfest an der Briese in Birkenwerder. Der Veranstalter hatte von 4000 Besuchern geredet. Vor der Bühne standen dann vielleicht fünf bis sechs. Dazu noch knallende Sonne, sodass unser Pianist Florian Büttner auf der Bühne fast ohnmächtig geworden wäre.

Welche Zukunftspläne hat Kimono?
Pizon: Langfristig arbeiten wir auf eine Langspielplatte zu. Vor allem durch die Emergenza-Auftritte sind viele neue Kontakte entstanden, die uns definitiv auf den richtigen Weg bringen werden. Aber letztlich geht es uns weniger darum, groß raus zu kommen, mehr um die Musik an sich, um den Spaß daran, Konzerte zu spielen und Leute zu begeistern.

Taubertal Festival, 12.-14. August, Rothenburg ob der Tauber. Informationen im Internet unter: www.taubertal-openair.de. Homepage der Band: www.kimonoklub.de.


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