Blondierte Charmelosigkeit

Marianne Rosenberg singt alte Lieder im Elektropop-Stil

MAZ, Die Märkische, 30.10.2004

RT/FLORIAN BÜTTNER

Marleen scheint das Wort von Marianne Rosenberg zu ignorieren: „Eine von uns beiden muss nun geh’n.“ Obwohl sie die Sängerin seit 1976 auf insgesamt
21 Alben immer wieder dazu auffordert. Höchste Zeit, das jetzt ein 22. Mal zu tun.
Auf Rosenbergs aktueller CD „Für immer wie heute“ ist „Marleen“ erneut vertreten – neben weiteren bekannten Songs wie „Lieder der Nacht“ und „Er gehört zu mir“. Das klingt sehr nach einer erneuten Ansammlung ihrer größten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre. Nicht umsonst trägt die Sängerin den Titel „Königin der Best-Of- und Cover-Alben“. Aber anders als bisher wurden die 15 Songs neu aufgenommen. Die Arbeit war gleichzeitig eine Reise in ihre eigene Vergangenheit: „Es ist wichtig, das Gestern zu kennen, weil das Heute sonst nicht möglich ist“, findet die Sängerin. Zu dieser Rückschau lud sie sich mit den Söhnen Mannheims, Mousse T. und Brian Rawling prominente Gäste als Produzenten ein. Letzterer kümmerte sich bereits um den Erfolg von Cher und Britney Spears.
Sämtliche Hits von damals wurden einer Frischzellenkur unterzogen. Um sie moderner zu gestalten, verschrieb sich Marianne Rosenberg dem Dance-Pop. Fast alle Songs sind von Elektrobeats und Synthesizersounds unterlegt. Insgesamt macht das einen recht simplen, fast billigen Eindruck. Damit geht beinahe komplett der Charme verloren, den die Originalversionen ihrer Lieder ausstrahlten. Bei „Wo schläfst du“ wurde glücklicherweise auf derartige Beats verzichtet. Auch „Für immer und dich“ stellt eine Ausnahme dar. Hier kümmerten sich die Söhne Mannheims um die Produktion – und um ein ordentliches Arrangement.
Fans von Marianne Rosenberg werden sich zudem die Augen reiben. Wenn die Künstlerin am 5.November im Berliner Tempodrom vor ihr Publikum tritt, präsentiert sie sich in einem völlig neuen Look, ganz in Blond. „Ich hatte schon lange Sehnsucht danach“, begründet sie dies.
Fest steht schon jetzt: „Für immer wie heute“ stieg auf Platz zwölf in die Charts ein und ist damit ein beachtlicher Erfolg. Gerade in Bezug auf die momentan heiß diskutierte Radioquote. Sie soll einen Mindestanteil an deutscher Musik im Radio gesetzlich vorschreiben. Marianne Rosenberg sieht das zweischneidig: „Ich bin skeptisch, dass eine Regelung etwas bringt“, sagt sie. „Das Problem ist, dass sich die Sender kaum noch voneinander unterscheiden.“ Sie würde es begrüßen, wenn die Radiostationen freiwillig mehr deutsche Musik spielen würden. Zu ihren eigenen Favoriten zählen die Bands Echt, 2raumwohnung und Wir sind Helden. Ihre nächste CD soll ein Jazzalbum werden. Mit ganz neuen Songs?

Marianne Rosenberg: Für immer wie heute. Warner Music.


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