„Bitte Ruhe, wir drehen!“

HFF-Student Henning Gebhardt arbeitete in Oranienburg an seiner Kamera-Abschlussübung

MAZ Oranienburg, 8.10.2003

ORANIENBURG
Ein junger Mann joggt am Morgen eine Straße entlang, über Kopfhörer hört er 80er-Jahre-Musik. Doch plötzlich verstummt der Walkman, die Batterie scheint leer. Dann stürmt ein Mann auf den Jogger zu, drückt ihm eine Tüte in die Hand. Gleich danach rast ein schwarzes Auto an ihm vorbei und stoppt bei dem Typen, der gerade noch die Tüte überreicht hat. Es liegt Spannung in der Luft.
Oder eher Konzentration. Um diese Szene herum stehen und sitzen noch einige Leute mehr. Kamera, Licht, Ton. Für die Kamera verläuft neben der Szenerie eine Schiene. Das Ganze spielt sich am Sonnabendvormittag auf dem ehemaligen Militärflughafen-Gelände in Oranienburg ab. Es handelt sich um Dreharbeiten.
Vier Tage lang arbeitete der 24-jährige Henning Gebhardt mit seinem gut 15-köpfigen Team hier an seiner Kamera-Abschlussübung. Seit einem Jahr studiert Gebhardt an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam. Der Kurzfilm mit dem Arbeitstitel „Der letzte Tag“ ist eine Art
Science-Fiction. Der 23-jährige Markus F. Adrian führt Regie. Das Equipment, unter anderem vier 16-Millimeter-Filmrollen, haben sie von ihrer Hochschule bekommen. „Die HFF ist die am besten ausgestattetste Hochschule in Deutschland“, meint Henning Gebhardt. Ein Bauwagen, in dem sich jeder aufwärmen und vorbereiten konnte, wurde privat organisiert. Auch ansonsten gab es keine Sponsoren für das Projekt. „Es gab kein Geld für Essen, Benzin oder die Drehgenehmigung“, erzählt Markus F. Adrian.
Am Ende wird der Film dann auf Video gebannt. Später wird er auch auf Festivals laufen. „Der Film wird von der HFF überall hingeschickt“, freut sich Markus schon jetzt.
Am Sonnabendmittag steht Einstellung 34 auf dem Plan. „Okay, auf die Anfangsposition, bitte! Ruhe bitte, wir drehen!“, ruft Henning.
Ein Typ in Schwarz hockt auf dem Boden. Er blickt sich um und steht auf. Dann beginnt er zu rennen.
Script-Continuety Kristina Heuschkel protokolliert den Ablauf des Drehs. Am Ende notiert sie sich, wie lang die Einstellung ist. „Ich muss auch wissen, wie viel Film verbraucht wurde“, ergänzt sie. In ihrem Script liest sich die Einstellung so: „Er schaut Richtung Kamera und steht auf. Dann fängt er an zu rennen. Kamera auf Kopfhöhe. Fährt auf ihn zu in NAH…“
Sorge bereitet dem Team das Wetter. Bei Regen machen die Dreharbeiten natürlich nicht viel Sinn. Am Freitagnachmittag machte der langanhaltende Regen allen einen Strich durch die Rechnung.
Sechs Semester hat Henning Gebhardt noch vor sich. Seine Chance, nach dem Abschluss einen Job zu bekommen, schätzt er als relativ gut ein: „Man kann sich durch die HFF etablieren“, meint er. „Schwierig ist es aber trotzdem.“ Als nächstes steht im März der Film „Verflucht“ auf dem Programm. Der wird dann noch ein wenig aufwändiger.


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