ZAPPER VOR ORT: Talk in Berlin

SO 05.10.2003, Berlin

Wir sind fast die Ersten, die am Sonntagabend das kleine Fernsehstudio direkt am Pariser Platz betreten. In gut 45 Minuten wird von hier aus live die n-tv-Talkshow „Talk in Berlin“ gesendet. Uns werden zwei Plätze in der ersten Reihe hinter der kleinen Bühne zugewiesen. Und da sitzen wir nun. Es ist noch nichts los. Keine Kameramänner, kein Regisseur und vor allem kein Moderator und keine Gäste – kurz: niemand. Erstaunlich: So kurz vor der Sendung und niemand kümmert sich. Nach und nach füllt sich der Raum mit Zuschauern.
Bis zum Beginn der Sendung dürfen wir dem laufenden n-tv-Programm lauschen. Im Lifestyle-Magazin, in dem recycelte Beiträge aus den RTL-Magazinen „Exclusiv“ und „Explosiv“ laufen, meint Schauspielerin Alexandra Kamp gerade, dass sie ihren Kopf eher selten zum Denken benutzt. Das ist zwar nicht neu, aber selten spricht es mal jemand aus. Im Talkshow-Studio wird leise gelacht.
Knapp zehn Minuten vor dem Showdown wird es dann ernst: Moderator Klaus Bresser begrüßt recht schnörkellos uns Zuschauer. Das Thema sei der Reformherbst 2003. Eingeladen ist Klaus Wowereit. Tja, wiedersehen macht Freude. Schon als wir im „Grünen Salon“ von n-tv vorbeigeschaut haben, war Wowi zu Gast. Unverschämterweise hat er uns nicht wieder erkannt. Der Egoist. Außerdem war Ex-Gesundheitsminister Horst Seehofer zu Gast und der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck.
Das Studio ist wirklich verdammt klein, die Kulisse wirkt beim nähereren Hinsehen (und Anfassen) recht billig. Der Vorspann zu „Talk in Berlin“ läuft, eine absolut grässliche Musik, aber was soll’s. Bresser sagt „Guten Tag“, leiert Thema und Gäste runter und los geht’s.
Der Moderator verhaspelt sich oft, fast als wolle er Heiner Bremer Konkurrenz machen. Die Diskussion plätschert vor sich hin. Der Kabelträger, der auf dem Platz neben mir sitzt, scheint sich extrem zu langweilen, er gähnt oft. Da die Kamera vor uns keine großen Fahrten macht, muss sich auch der Kabelträger eher selten anstrengen. Eigentlich ein netter Job…
Mit einem schnellen „Auf Wiedersehen“ durch Bresser ist die Talkshow nach 50 Minuten auch schon wieder vorbei. Sehr viel schlauer in Sachen Reformen sind wir nun zwar nicht, aber wer erwartet das schon?!


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert