Osterhase undercover

Gedanken zum Fest: Über das Vorleben der Schokoweihnachtsmänner spekuliert

MAZ Oranienburg, 13.11.2002

RT/FLORIAN BÜTTNER

OBERHAVEL
„Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit.“ Wie jetzt? Spürt ihr etwa noch nicht den Geist der Weihnacht? Lässt es euch völlig kalt, euch noch nicht um die Weihnachtsgeschenke gekümmert zu haben? Wir haben dieses Jahr irgendwie das blöde Gefühl, sogar schon jetzt im November relativ spät dran zu sein mit unserer Festtagsseite – die Supermärkte der Umgebung haben uns da ja einiges voraus. Gerade erst das nasse Handtuch vom letzten, sommerlichen Strandbesuch aufgehängt, lächeln uns bei Kaufland und Co. gefüllte Lebkuchenherzchen, Kinder-Überraschungs-Adventskalender und Schokoweihnachtsmänner zu. Letztere führen uns mit einem bemitleidenswerten Wir-können-doch-nichts-dafür-Blick in Versuchung.
Aber wer deckt sich denn schon im Spätsommer für das Fest der Feste ein? Denken denn manche Leute wirklich, dass ab Ende Oktober alles schon ausverkauft ist oder dass um den ersten Advent die Preise in die Höhe schießen?
Wo kommen die spätsommerlichen Lebkuchenherzen eigentlich her? Es wird gemunkelt, dass vor dem eigentlichen Weihnachtsgeschäft noch schnell die Restbestände des letzten Jahres unter die voreiligen Käufer gebracht werden sollen. Und vielleicht ist mancher Weihnachtsmann im Herzen doch noch ein kleiner Osterhase? Wer weiß das schon…
Fest steht, dass es wohl den Großteil der jüngeren Bevölkerung nervt, schon im Oktober hören zu müssen, wie André Rieu seine Geige mit Festtagsmusik malträtiert.
Auch das liebste Medium der Nation (nach der MAZ) hat sich auf die vorgezogenen Feiertage eingerichtet. So eröffnet morgen das ZDF mit dem „Winterwunderland“ die Pforten zu einer besinnlichen Vorweihnachtszeit. Gäste wie Maxi Arland, Wencke Myhre und unsere Steffi Hertel säuseln in einer fantastischen Pappkulisse unter rieselndem Kunstschnee „Stille Nacht, heilige Nacht“. Oder was auch immer.
Trotz aller Kommerzialisierung bleibt uns der Showdown des Jahres für den 24.Dezember vorbehalten: der einzige Kirchgang im Jahr, Geschenke auspacken, erfreut oder enttäuscht sein (eine eventuelle Enttäuschung aber keineswegs zeigen) und das Heiligabend-Traditionsessen.
Während sich familiäre Probleme größtenteils einerseits um den von der Katze umgerissenen Weihnachtsbaum sowie um die mal wieder abgekokelte Adventspyramide drehen, haben die Marketingchefs der Kaufhäuser schon wieder ganz andere Sorgen: Es ist doch bald Ostern! Die übrig gebliebenen Weihnachtsmänner müssen schließlich schnellstens in „Milka Schmunzelhasen“ ummodelliert werden und André Rieus österliche CD-Sammlung lässt auch sehr zu wünschen übrig.
Doch diese Probleme sind noch weit, weit entfernt. Zunächst muss die erste Adventskerze entzündet werden, der Nikolaus wartet auch noch auf die einmalig geputzten Schuhe, über wundervolle Betriebsweihnachtsfeiern wird man noch Jahre später sprechen… tja, und dann kommt eben irgendwann auch der Weihnachtsmann.


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