Nah dran an der Macht

Zum dritten Mal fand in Berlin der Jugendpressetag der SPD-Bundestagsfraktion statt. Auf Einladung von Angelika Krüger-Leißner, der Abgeordneten des Wahlkreises Oberhavel/Osthavelland, hatte ich die Gelegenheit, die „Schaltzentrale der Macht“ anzusehen. Eröffnet wurde der Jugendpressetag mit einer kurzen Rede vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck. Nach einem Fototermin im Bundeskanzleramt nahmen die 93 jungen Journalisten aus ganz Deutschland an einer einstündigen Pressekonferenz mit Gerhard Schröder teil. Dort wurde er unter anderem zu den Themen Nationalismus und Patriotismus und der Rolle Deutschlands in der internationalen Politik befragt. Für eine Besichtigung des Bundeskanzleramtes war leider nicht mehr genügend Zeit.
Mal auf die Toilette zu müssen, ist im Bundeskanzleramt so eine Sache. Da gelten andere Gesetze. Da gilt höchste Sicherheit. Zunächst fragt man einen Wachmann, wo denn hier eine Toilette wäre. Daraufhin muss er erst mal selbst nachsehen. Wenn er das in Erfahrung gebracht hat, zeigt er einem nicht etwa den Weg, sondern bringt einen direkt dorthin, macht die Tür auf, das Licht an und wartet. Glücklicherweise vor der Tür. Und man wird das Gefühl nicht los, dass man gerade den am strengsten bewachten Klogang seines Lebens erlebt.
Nach einem urbayerischen Abendbrot in der Kulturbrauerei ging es zur Übernachtung nach Hohen Neuendorf.
Unter den 93 Teilnehmern am Jugendpressetag war ich einer der wenigen, der aus der Region kam und sich ein wenig auskannte. Da herrschte beispielsweise unter den anderen große Verwunderung darüber, wie groß und wie grün Berlin doch sei. Als der Bus den Oberhavelkreis befuhr, kamen auch schon die ersten Kommentare, in was für „Kuhkäffern“ man sich befinde. Das Hotel liege ja nun wirklich am „Arsch der Welt“. Werden deshalb im Hotel „Am Lunik Park“ auch fast nur Berlin-Postkarten angeboten?
Das lässt man sich doch gern gefallen: Die Übernachtung fand im Hohen Neuendorfer Drei-Sterne-Hotel „Am Lunik Park“ statt. Echt nobel! Zwei-Bett-Zimmer mit einem kleinen Bad, einer Minibar (leider nicht gefüllt) und einem Fernseher, inklusive Oberhavel TV und Pornokanal (letzterer aber nur für 11,20Euro extra).
Doch vor dem Schlafen wollten die 93 jungen Journalisten aus ganz Deutschland das Hohen Neuendorfer Nachtleben unter die Lupe nehmen. Nun gut, so viel gibt es da nicht zu erleben. Für einige war das Schild „Berlin-Reinickendorf 6km“ schon das Highlight. „Hey! Playboy 51 aus Reinickendorf!“ Als einige auf dem Kreisel ein wenig Stimmung machten, hielt auch sogleich eine Polizeistreife an, um ihnen freundlichst mitzuteilen, dass sie ja dort nun überhaupt nichts zu suchen haben.
Mitternacht in Hohen Neuendorf. Alle Kneipen haben bereits geschlossen. Absolut tote Hose. Doch, Halt! So ganz scheint Hopfen und Malz doch nicht verloren zu sein: Die Cocktailbar „El Cito“ in der Stolper Straße hat in dieser Nacht noch einen riesigen Umsatz gehabt. Bis nach 1Uhr gab es keine Plätze mehr.
Am zweiten Tag ging es in das Bundesarbeitsministerium. Leider war Minister Walter Riester verhindert, so dass die Meute nur mit seinem Sprecher über die Arbeitslage diskutieren konnte. Richtig interessant wurde es dann bei der Besichtigung der eindrucksvollen Reichstagskuppel.
Davor hatte ich durch Angelika Krüger-Leißner die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Regierungsstätte zu sehen. Und zum Beispiel Altkanzler Helmut Kohl beim Mittagessen zuzusehen. Im Plenarsaal fand zu dieser Zeit gerade eine Sitzung statt.
Der Jugendpressetag fand seinen Abschluss durch ein Pressegespräch mit dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, den die Jugendlichen ebenfalls zu allen möglichen politischen Themen ausfragten.


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