ZAPPER VOR ORT: Casting für „Die Quiz Show“

SO 09.12.2001, Berlin

Alles fing ganz harmlos an: Nachdem ich im Internet im Trainingscamp der „Quiz-Show“ von SAT1 meine ganze virtuelle Kohle verloren habe, wurde mir die Frage gestellt, ob ich denn mal an einem Casting teilnehmen wolle. Aber klar doch. Und weg damit. Ein paar Tage später hatte ich den Brief der Briefe in der Hand. Ich, ja ich, war zum Casting nach Berlin eingeladen. Ich, der zukünftige Besitzer der Höchstgewinnsumme von 512000Mark!
So setzte ich mich Sonntagvormittag in mein Auto und machte mich auf den Weg zu einem Hotel in der Frankfurter Allee in Berlin-Friedrichshain. Im Foyer saßen schon ein paar Leute rum. Alles Gewinner. So wie ich. Jeder Neuankömmling wurde von den anderen schwerstens beäugt.
Zur angegebenen Zeit (na gut, zehn Minuten später) kam eine junge, beleibte Frau im Haushaltstagslook auf uns zu und bat uns, doch mitzukommen. Von Moderator Christian Clerici war nichts zu sehen. Wir wurden in einen Raum gebeten, der mich an ein Klassenzimmer erinnerte. Eine Frau meinte zu mir, wer vorne sitzt, hätte bessere Chancen. Hat sie gehört. Okay, knallhart setzten wir uns also in die erste Reihe.
In zwei Abschnitte ist das Casting unterteilt. In Teil eins werden 25 A-B-C-Fragen gestellt. Mist, keine Ahnung, was Cotton ist. Baumwolle? Kunststoff? Seide? Die Haushaltstagsfrau las vor, eine zweite hielt ein Schild mit der Frage hoch. Nach den 25 Fragen wurde ausgewertet. Da durften wir aber nicht mit bei sein. Wir mussten warten. Einfach so. Die Vorleserin blieb bei uns und plauderte zwanglos mit uns. Als ob sie ein witziges Sprachtalent sucht. Wenn schon doof, dann wenigstens lustig. Aber die Regeln scheinen anders zu sein. Es muss eine Grenze geben, wie viele Fragen man falsch beantworten darf. Von den gut 40 Anwesenden kamen gerade mal vier in die zweite Runde, in der eine Kurz-Version der „Quiz-Show“ gespielt wurde.
Das Aus nach Runde eins. Mist. Nix Gewinner. Alle nur Loser. Man kommt sich so dumm vor. „Danke, dass Sie da waren.“ Das war’s. Wir dürfen gehen. 20 Minuten hat das gedauert. Und tschüss. Nochmal bewerben? Nochmal diese Schmach? Nein. Ohne mich. Und dann dieser Gedanke, wenn wieder einer dieser Dummbatzen bei Clerici sitzt: Der war klüger als ich?? Demütigend.


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