Blankes Chaos im Jungszelt

Preußen ist das Thema im Sommerlager der Freikirche am Mühlensee in Vehlefanz

MAZ Oranienburg, 24.8.2001

VEHLEFANZ
„War Dietmar schon da?“ Das ist am Mittwochnachmittag wohl die weit verbreiteste Frage im Vehlefanzer Sommerlager der Freikirchen Schwante und Oranienburg gewesen. Denn an diesem Tag verlieh Organisator Karl-Dietmar Plentz den Goldenen Besen an das am besten aufgeräumteste Zelt. Hektisch werden alle Sachen ordentlich zurecht gelegt, hier und da wird an den Decken gezupft. Ein Blick in eines der anderen Behausungen genügt: Es herrscht Chaos. Schlafsäcke, Tüten, Luftmatratzen, alles liegt vollkommen durcheinander herum. „Das ist das Jungszelt“, sagt ein Mädchen, das vor dem Eingang sitzt, mit entschuldigender Miene.
„Sanssouci“ lautet das diesjährige Motto des Sommercamps am Mühlensee in Vehlefanz. „Die preußische Geschichte soll aus dem Blickwinkel von nach Preußen geflüchteten Hugenotten erzählt werden“, erklärt Karl-Dietmar Plentz. Diese Geschichte soll den 117 Jungen und Mädchen zwischen zehn und 13 Jahren in den neun Tagen auf spielerischer Weise erzählt werden.
So gelangten sie auch erst am Sonntag nach einem zweitägigen Fußmarsch an den Mühlensee. Damit wurde die Flucht der Hugenotten auf spielerische Weise umgesetzt. Übernachtet wurde am Waldsee in Germendorf. „Wir hatten einen optimalen Lagerplatz“, erzählt Plentz. Dessen Dank gilt Horst Eichholz, der das alles möglich gemacht hat.
Am Dienstagmorgen wurden die Kinder mit Schlagzeug und Trommelwirbel geweckt. Ein General befahl das Heraustreten. Beim anschließenden Appell wurde angekündigt, dass sich in Preußen von nun an vieles ändern würde. Währenddessen gingen Soldaten im Lager herum, um zu sehen, ob noch jemand im Bett liegt. Und tatsächlich: Vier Leute werden noch wach gemacht und gemaßregelt. Sie bekommen eine ordentliche Wasserdusche. Was alle anderen nicht wussten: Die vier Langschläfer waren eingeweiht, wussten, was auf sie zukommt. „Das machte ganz schön Eindruck“, lacht Plentz.
Am Abend ging es um den zweiten Schlesischen Krieg. Hierbei wurde ein Feldlazarett aufgebaut. Der General befahl, dass nur noch leichtverletzte Soldaten versorgt werden sollten, denn nur die wären ja noch einsatzfähig. „Damit wollten wir zeigen, dass Jesus ein guter Hirt ist und der General das Gegenteil davon“, erklärt Plentz. Es ist eines der Ziele des Sommerlagers, den Kindern christliche Werte zu vermitteln. Die Bibel soll auf kindliche Art und Weise den Teilnehmern näher gebracht werden. Dies wurde den Eltern im Vorfeld auch deutlich gemacht. Und die meist nicht christlichen Kinder haben damit kein Problem.
„Hier lernen wir, wie Gott mit uns umgeht“, sagt die 12-jährige Kerstin Haubenthal aus Teschendorf. Sie ist schon das dritte Mal hier. „Die Nachtwache macht am meisten Spaß.“ Das findet auch Maria Stockburger (13) aus Nassenheide: „Man darf dann lange aufbleiben und kriegt die Reste vom Abend.“
Martin Krause (13) aus Birkenwerder hat durch eine Meldung in der MAZ vom Sommerlager erfahren. Ihm gefällt es eigentlich ganz gut, aber: „Die Duschen sind ganz schön kalt.“
Der 23-jährige Carsten Bienengräber aus Oranienburg gehört zu den gut 50 Betreuern. Er ist verantwortlich für die Organisation, für die Anleitung der Kinder und für „gute Stimmung“, was von einigen Mädchen mit „Na ja“ kommentiert wird. „Es ist schön zu sehen, wie im Laufe der Woche die Gruppe zusammen wächst und am Ende zum Team wird“, erzählt Carsten.
„Die Kinder sollen die Zeit und ihre Umstände bei uns miterleben“, fasst Karl-Dietmar Plentz das Geschehen am Mühlensee zusammen.
Am Sonntag findet ab 10Uhr das große Finale statt. Zur Abschlussveranstaltung sind alle Eltern, aber auch alle anderen Interssierten herzlich eingeladen.


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