Pearl Harbor

Lieber Filmproduzent Jerry Bruckheimer! Habe soeben deinen von dir produzierten Film gesehen. Man kommt zurzeit an „Pearl Harbor“ im Grunde nicht vorbei. Ist ja auch interessant zu sehen, wie die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt angreifen und dabei so ziemlich alles zerstören, was zu zerstören geht. Da stockt einem schon der Atem.
Was mich nachdenklich gestimmt hat, war die Tatsache, dass das nur gut 30 von insgesamt 183 Minuten sind. Aber du hast uns für die restliche Zeit eine Geschichte der Superlative geschenkt. Da ist der Pilot Rafe (Ben Affleck), der sich in die Krankenschwester Evelyn (Kate Beckin-sale) verliebt. Bei einer Übung stirbt er allerdings und sein bester Freund Danny (Josh Hartnett) nimmt seine „Stellung“ ein. Doch, oh mein Gott, Rafe ist gar nicht tot, kehrt zurück! Was für ein Konflikt!
Aber Jerry, hättest du uns zu dieser (eigentlich völlig überflüssigen) Geschichte nicht auch ein wenig Schauspielkunst schenken können? Davon habe ich nämlich so gut wie nichts entdecken können. Okay, Ben Afflecks Mienenspiel ist schon toll, ja ich finde sogar Oscarreif, aber das war’s dann auch schon. Und wieso sieht Affleck mit seiner Mütze (als Einziger!) so was von dämlich aus?! Und warum dieser Name „Rafe“? Ständig denkt man an Techno und die Love Parade.
Na, was soll’s. Nach gut 90 Minuten ist man sowieso nur noch mit zwei Fragen beschäftigt: Erstens, wann ist der richtige Augenblick, um aufs Klo zu gehen und zweitens, was hätte man mit dem Eintrittsgeld nicht alles anstellen können. Von der verplemperten Zeit ganz zu schweigen.
Versteh‘ mich nicht falsch: Ich würde deinen Film nicht als totalen Flop bezeichnen. Wenn man sich mit dem seichten Niveau erst mal abgefunden hat, kann man sich sogar daran erfreuen, langweilig wird es zumindest nie. Wenigstens etwas.
Allerdings weiß ich jetzt auch, warum du deinen Film der Presse nicht vorab gezeigt hast, sondern nur einen 20-Minuten-Fetzen. Die Presse hätte schon vorher schreiben müssen, dass „Pearl Harbor“ grottenschlecht ist. Was hast du gesagt? Du machst Filme nicht für die Kritiker, sondern für die Zuschauer? Okay: Ein Typ in der Sitzreihe hinter mir meinte: „So’n Mist!“ Da hast du’s.
Aber sei beruhigt: Die unglaublich hohen Produktionskosten scheinen ja wieder reinzukommen.
Mit freundlichen Grüßen dein Kinofan [trotzdem!) R.T.


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Kommentare

4 Antworten zu „Pearl Harbor“

  1. Guy79

    Gut geschrieben

  2. Thorongil

    Um mal auf Deine Frage zu antworten: Wie Du sicher gemerkt hast, kann man zwischen der ersten und der 183. Minute jederzeit auf’s Klo gehen, ohne etwas zu verpassen! Aber im Vergleich zu Bruckheimers CSI: Miami ist dieser Film hier brillant!

  3. RT

    „CSI: Miami“ ist bisher an mir vorbeigegangen.

  4. Guy79

    Seit ich mal bei „Switch: Relaoded“ eine so schöne Verhohnepiepelung von „CSI: Miami“ gesehen habe, bin ich voll bei Thoro. Diese Selbstbesamungsrituale von David Caruso sind echt schon zum Fremdschämen.

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