Die zwanzig Geschworenen

Kurs Darstellendes Spiel des Veltener Gymnasiums zeigte ungewöhnliches Stück

MAZ Oranienburg, 23.5.2001

VELTEN
„Meine Herren Geschworenen … Dieser Fall ist das schwerste Delikt, das unsere Rechtsprechung kennt. Mord ersten Grades …vorsätzliche Tötung … und jetzt, meine Herren, ist es Ihre Pflicht, sich eine Meinung zu bilden. Ein Mensch ist tot. Das Leben eines anderen liegt in Ihrer Hand. Sie stehen vor einer großen Verantwortung.“ Diese Worte werden gesprochen, als die zwölf Geschworenen den Raum betreten. Schuldig oder nicht schuldig? Todesstrafe ja oder nein?
Mit „Die zwölf Geschworenen“ hat sich der Kurs Darstellendes Spiel der 12. Klasse des Gymnasiums Velten am Montagabend der Öffentlichkeit präsentiert. Im Laufe von knapp zwei Stunden zeigten sie, welche Diskussionen die Geschworenen austrugen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Kein leichtes Unterfangen für die jungen Schauspieler, lebt das Stück doch in erster Stelle von dem, was gesprochen wird. Außerdem zeigte sich, dass sich für diesen Kurs ruhig ein paar Jungs mehr hätten melden können, die zwölf [männlichen] Geschworenen wurden fast durchweg von Mädchen gespielt. Was an sich okay ist, bei einigen Rollen allerdings passte die hohe Stimmlage
nicht ganz zur Rolle.
Der zweite Akt begann mit einer kleinen Irritation: Plötzlich hatten acht der Geschworenen ein neues Gesicht. Der Kurs brachte somit insgesamt 20 Geschworene auf die Bühne. Und, ohne die anderen herabwürdigen zu wollen: Der zweite Akt war schauspielerisch besser als der erste. Hin und wieder mangelte es an der Betonung, wirkten die Dialoge zu sehr einstudiert. Die Eindringlichkeit einiger Passagen ging so ein wenig verloren. Auch auf Kleinigkeiten, auf die es im Theater ankommt,
hätte der Kurs etwas mehr achten können: Die Geschworenen wurden in den Beratungsraum eingeschlossen. Wenn der Gerichtsdiener etwas holte, war die Tür plötzlich wieder sperrangelweit offen.
Im Großen und Ganzen ist es aber schon eine Leistung, dieses Stück zu stemmen. Allein das Lernen der umfangreichen Texte ist eine gewaltige Arbeit.
Und: Das Thema Todesstrafe bleibt weiter sehr aktuell, in den USA steht die Vollstreckung eines Todesurteils wieder einmal kurz bevor.


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