Die Idee Rio Reisers (b)rennt weiter

Kurs Darstellendes Spiel der 13. Kalsse des Runge-Gymnasiums beeindruckte

MAZ Oranienburg, 16.5.2001

ORANIENBURG
„AKW ist nicht okay“, skandiert eine Gruppe Jugendlicher, als sie am Donnerstagabend die Aula des Oranienburger Runge-Gymnasiums betritt. Von der anderen Seite kommen noch mehr Leute, die andere, wegen des Durcheinanders nicht verständliche Parolen rufen. Am Ende einigen sie sich auf einen Spruch, den sie gemeinsam dem Publikum zurufen: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“
Ein Ausspruch von Rio Reiser. Um den Musiker ging es in dem Programm „Rio (b)rennt“, das der Kurs „Darstellendes Spiel“ der 13. Klasse des Runge-Gymnasiums unter der Leitung seiner Lehrerin Heidrun Baumgardt darbrachte. In dem einstündigen Stück wurden Szenen aus dem Leben von Rio Reiser gezeigt. Passend dazu wurde hin und wieder Originalmusik von ihm eingespielt, einige Stücke spielte eine Live-Band.
Das „normale“ Leben war Rio ganz schnell viel zu öde. Die Leute um ihn herum nerven ihn.
In dem Stück heißt es: „Holt euer Naschen aus den Taschen! – Mit Alkohol, Zigaretten und Drogen wurde so manche Party zum Rausch.“ Eindrucksvoll wurde das vom DS-Kurs vorgeführt – aber nur die Zigaretten waren echt.
„Komm, schlaf bei mir“ – zu den Zeilen dieses Reiser-Liedes bildeten sich aus einer anonymen Masse, die sich im Raum bewegte, viele Paare. Frauen und Männer, Frauen und Frauen, Männer und Männer. Zwei blieben übrig. Rio und ein Fremder. Für diese Szene gab es vom Publikum Szenenapplaus.
Das selbige blieb nicht unverschont. Besonders für die in der ersten Reihe sitzenden war Einsatz gefragt. Sei es bei der ersten Hilfe bei einer Katastrophenübung, bei der einigen überraschten Besuchern eine Binde in die Hand gedrückt wurde mit der Bitte, zu helfen. An anderer Stelle wurden die Gäste aufgefordert, bei der Aerobic mitzumachen. Später drückte eine der Schauspielerinnen einer Frau eine Zigarette in die Hand mit den Worten „Halt mal!“.
Im Sommer jährt sich Rio Reisers Todestag zum fünften Mal. „Der Mensch Rio Reiser ist von uns gegangen, nicht die Idee Rio Reiser – sie wird immer weiterleben“, hieß es am Ende. „Seine Texte waren mystisch, voller Andeutungen und Bilder.“
Zu den Klängen von „Junimond“ bewegte sich ein Trauerzug für Rio durch die Aula.
Es ist erstaunlich, was die jungen Leute da auf die Beine gestellt haben. Sie haben es geschafft, das Publikum zum Lachen, Staunen, Nachdenken, ja sogar zum Mitmachen zu bewegen. Am Ende gab es Standing Ovations. „Rio (b)rennt“ wirkte noch lange nach.


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