Kalt ist der Abendhauch

Charlotte (Gisela Trowe) bekommt Besuch. Hugo (Heinz Bennent) hat sich angekündigt. Wie lange haben sie sich nicht mehr gesehen? Eine Ewigkeit. Wahnsinnig lange her …
Rückblende: Deutschland in den 30er-Jahren. Charlotte (Fritzi Haber-landt) verliebt sich in Hugo (August Diehl). Auf den ersten Blick. Und eigentlich auch für immer. Aber da ist ja noch ihre Schwester Ida, die sich ebenfalls für diesen Mann begeistert. Ida und Hugo heiraten. Auch Charlotte heiratet in der Zwischenzeit, doch ihre Leidenschaft für Hugo, in dessen Ehe es auch nicht sonderlich gut läuft, ist nicht erloschen. Irgendwann im Laufe der Zeit beginnen die beiden eine Affäre. Mit Folgen. Charlotte bekommt ein Kind.
Der zweite Weltkrieg kommt. Charlottes Mann Bernhard fällt – glaubt sie zumindest. Nach Kriegsende können Hugo und sie eine Menge Geld mit Schuhen machen, die den Krieg überstanden haben. Es geht ihnen also recht gut. Doch dann steht plötzlich Bernhard wieder vor der Tür. Mit einer offenen Tuberkulose, Frostbeulen, total ausgehungert – und dem Wunsch, jetzt sofort den „ehelichen Pflichten“, nachzukommen. Gegen Charlottes Willen. Die wehrt sich. Bernhard knallt mit dem Hinterkopf auf die Ofenklappe. Tot. Zum zweiten Mal. Diesmal aber richtig. Doch wohin mit ihm? Es dürfte schließlich nicht so ein Problem sein, denn alle denken sowieso, dass er schon tot ist. So bleibt diese Sache auch Charlottes und Hugos Geheimnis. Doch mit der Liebe zwischen den beiden klappt es trotzdem nicht. Sie trennen sich. Sehen sich 50 Jahre nicht wieder.
Bis heute. Der Tag, an dem sich Hugo in Charlottes Wohnung angekündigt hat. Zeit, vielleicht doch noch die letzten Jahre zusammen zu verbringen. Zeit, klar Tisch zu machen, was ihr dunkles Geheimnis angeht. Es gibt viel zu erzählen.
„Kalt ist der Abendhauch“ nach dem Bestseller von Ingrid Noll gehört zum Besten, was kinomäßig aus deutschen Landen in diesem Jahr zu sehen ist. Putzig sind vor allem die kleinen Zänkereien zwischen den hinreißenden alten Leutchen. Auch einige der Nebenrollen, die teilweise auch eigene kleine Geschichten erzählen, sind großartig.
Die Zeit, in der Charlotte und Hugo ihre Zweisamkeit noch einmal richtig genießen können, ist kurz. Aber: „Manchmal braucht es ein ganzes Leben, um fünf Minuten glücklich zu sein.“ Wie wahr. Und wenn es nur fünf Minuten sind. Einmal im Leben. Hauptsache einmal richtig glücklich sein.

-> 5/5


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