In der AGA (10): Das Havelberglied

Was kann man an einem Freitagvormittag Besseres tun, als hintereinander in einer Gruppe über das Kasernengelände zu latschen, äh marschieren und zu üben, wie man richtig läuft?
Doch für heute hat unser Unteroffizier G. etwas ganz Besonderes angekündigt. Er lässt uns an einen abgelegenen Ort des Geländes marschieren und erklärt uns dann, was uns nun bevorsteht.
In einer Woche sei ja das Gelöbnis in Strausberg und da wollen wir den anderen auch zeigen, was wir hier drauf haben. Und ganz nebebei: Ja, es stimmt: Das Bataillon geht Mitte Oktober für zwei Wochen ins Biwak nach Klietz, ungefähr 30 Kilometer von hier. Wir sind aber nur ungefähr zehn Tage da und marschieren dann zurück nach Havelberg. Das ist dann gleichzeitig unsere Rekrutenprüfung.“ Gemurmel unter uns Soldaten setzt ein.

Aber eigentlich wollte der Uffz ja was Besonderes mit uns machen. „Wir lernen heute ein Lied. Wir lernen, während des Marschierens zu singen. Das Havelberglied.“ Er zieht einen Zettel aus der Brusttasche und liest vor.
„In Havelberg am Havelstrand,
da dienen wir mit Herz und Verstand.
Tsching tschinging bajuh, tsching tschinging bajuh.
Und die Sonne scheint weit über das Land.“
Wir sehen uns ein wenig belustigt an. Tsching tschinging bajuh? Was soll das denn?
„Am Havelstrand sind wir zu Haus,
im Brückenbau kennen wir uns aus.
Tsching tschinging bajuh…“
Und bleibt ja nichts anderes übrig. Wir marschieren los und versuchen im Rhythmus des Marsches zu singen. „In Havelberg… am Havelstrand… da dienen wir… mit Herz und Verstand… Tsching tschinging bajuh… Tsching tschinging bajuh… und die Sonne scheint… weit über das Land.“
Irgendwie muss das nicht allzu gut geklungen haben, denn G. verzieht sein Gesicht. „Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?!“
Und wir marschieren wieder los, G. zählt den Takt. „Links… zwo… drei…vier… links… zwo… drei… vier… zweite Gruppe… ein Lied…“ Jetzt ruft jeder seinem Hintermann den Namen des Liedes, das jetzt gesungen werden soll. „Havelberglied“ – „Havelberglied“ – … Und dann der Letzte: „Drei… vier… Die Kompanie… in der wir sind… die macht uns heiß… und schnell wie der Wind… Tsching tschinging bajuh… Tsching tschinging bajuh… und die Sonne scheint… weit über das Land… Und unser Spieß… wär ja so nett… wenn er nur nicht… seine Launen hätt… Tsching tschinging bajuh…“ – „Lied aus!“
Am Ende bekamen wir einen Zettel in die Hand, um das Lied übers Wochenende auswendig lernen zu können.

Und damit ins Wochenende. So richtig mit Freitagnachmittag, Sonnabend und Sonntag! Am Sonntag um 1.00 Uhr müssen wir wieder in der Kaserne sein.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert