In der AGA (5): Kollektives Ausrasten

Fast hätte sich unser wohlverdienter Dienstschluss um einiges verzögert. Beim inzwischen für uns routinemäßigen Antreten auf unserem Flur stellte sich heraus, dass unser Zug noch immer nichts gelernt zu haben scheint. Nachdem Stabsunteroffizier J., der Gruppenführer der 3. Gruppe, uns ein paar Dienstabzeichen gezeigt hat und ich nicht der erste war, der mit den Sternen und Kränzen nichts anfangen konnte, fand ein kollektives Ausrasten unserer drei Ausbilder statt. Somit war jede Beständigkeit dahin. Wir hätten gefälligst die Dienstabzeichen zu lernen, damit wir immer wüssten, mit welchem hohen Tier (so drückten sie sich natürlich nicht aus) wir es zu tun hätten. Des weiteren müssten wir auch die Vorgesetztenverordnung (VVO), die wir am Donnerstag beigebracht bekommen haben, drauf haben. Auch unsere Personenkennzahl dürften wir nicht mehr vom Zettel ablesen. Ich glaube, ich kann meine schon. Sie besteht aus meinem Geburtsdatum, dem Anfangsbuchstaben meines Nachnamens und noch aus irgend so einer Nummer. Glücklicherweise fragt G. ausgerechnet mich nach besagter Zahlen- und Buchstabenkombination. Und als ich die ihm tatsächlich auswendig aufsage, ist mir ein kleiner Pluspunkt sicher. Als er meinen Kameraden Sch. fragt, bekommt er dagegen keine Antwort.

Nach Dienstschluss fahren wir mit Patricks Eltern zum Pferdemarkt. Wieder mal ein bisschen rauskommen.

Das Schlimmste ist, dass wir auf unserer Stube nicht mal ein Radio haben, vom Fernsehen ganz zu schweigen. Und da es nicht mal eine Zeitung gibt, verliert man hier vollkommen den Überblick darüber, welcher Tag heute überhaupt ist. Glücklicherweise habe ich meinen Walkman mit, so dass wenigstens ich ein bisschen Radio hören kann. Leider kann man hier weder Energy noch RTL empfangen. Die richtige Musik zu finden, ist also oft problematisch. Fritz spielt oft nur Scheiße, besonders abends. Bei InfoRadio oder MDR Info wird nur gelabert. BB Radio, Radio SAW oder MDR Life spielen entweder Schlager, alte Kamellen, Nachrichten oder Werbung. Es ist nicht zum Aushalten! Das Wort „Charts“ scheint es in dieser Gegend wohl überhaupt nicht zu geben!
Trotzdem: Wenn wir morgen Abend wieder hierher zurück kommen (wir werden wohl hierher zurück kommen müssen), bringt Patrick seinen kleinen Weltempfänger mit, damit es am frühen Morgen nicht so schrecklich still im Raum ist. Wo wir sowieso um diese Uhrzeit alle besonders brummig sind…
Irgendein Radiosender wird sich schon finden…


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