Beim Bund gemustert

„Sehr geehrter Herr Tiesler, ich bitte Sie, sich am 26.09.97 um 07.00 Uhr in 16816 Neuruppin, Rosa-Luxemburg-Str. 26c zur Musterung vorzustellen.“
Heute ist Freitag. Aber kein normaler Freitag, sondern ein ganz besonderer Freitag. An einem normalen Freitag wäre ich nicht um 5.30 Uhr aufgestanden. Aber wie gesagt, es ist KEIN normaler Freitag. Heute ist Musterung – Mein erster Kontakt mit der Bundeswehr.
Voraussetzung ist natürlich erst mal eine etwa einstündige Fahrt nach Neuruppin, dem Sitz des Kreiswehrersatzamtes. Bei Nacht und Nebel…
Und fast ohne Suchen erreiche ihr nur zwei Stunden nach Fahrtantritt das Kreiswehrersatzamtsgebäude.
Im folgenden habe ich mehrere Stationen zu durchlaufen. Zuerst die Voruntersuchung. Dazu gehe ich in einen Umkleide- und Warteraum.

Mir kommt die Zeit ewig vor. Ich sitze in einer kleinen, verdreckten Kabine. Mir wurde ein Kopfhörer über die Ohren gestülpt und ein Drücker in die Hand gegeben. Und immer, wenn ich einen Ton höre, muss ich drücken. Nun ist das aber nicht so einfach: Die ganze Prozedur dauert nämlich mehrere Minuten, die Töne sind allesamt sehr, sehr, also wirklich sehr leise, und die Kabine nicht schalldicht. Und Arzt und Schwester haben sich einiges zu erzählen…

Ich bin ein T3er. ich muss also hin. Mist.
In einem Nebengebäude findet dann der Eignungstest statt.
„Zunächst haben Sie hier einen kleinen Zettel. Bitte beantworten Sie die Fragen!“ Ich gehe in den Eignungstestwarteraum.
„Fühlen Sie sich reif für den Wehrdienst?“ „Wie ist Ihre Einstellung zur Bundeswehr?“ „Befürworten Sie Auslandseinsätze der Bundeswehr?“ Diese und weitere lustigen Fragen werden von mir mit wahrer Freude beantwortet.
Mit dem Zettel gehts nun zum richtigen Eignungstest. Der nette Mann am Tisch (alle Menschen, die mit der Bundeswehr zu tun haben, sind nett!) überfliegt meine Antworten und bewegt keine Miene. „So, Sie haben jetzt, hoffentlich erfolgreich, die ärztliche Untersuchung überstanden… Jetzt kommen wir zum Eignungstest, damit wir auch wissen, wo wir sie einsetzen können. Haben Sie denn schon eine Vorstellung darüber, was Sie bei uns machen wollen?“ Nein… keine Ahnung… was gibt’s denn da so…? Heer zum Beispiel. Da soll ich hin.

Bei den Bundeswehr-Eignungstests sitzt man vor einem Computer und bekommt erneut Kopfhörer aufgesetzt. Die Tests gehen über Rechtschreibung, Mathematik, Physik, Logik. Die Kopfhörer sind eigentlich überflüssig, denn was man da hört, ist das gleiche, was der angehende Bundeswehr-Soldat auch auf dem Bildschirm lesen kann. Aber egal… Ich arbeitee jedenfalls „oben ohne“ (Kopfhörer natürlich).
Am Ende bin ich tatsächlich bundeswehrtauglich. Aber erst ab 30. Juni 1998. Bis dahin bin ich noch freigestellt. Wegen der Schule. Danke, liebe Bundeswehr!


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