Fynn Kliemann – Ich hoffe, ihr vermisst mich!

MO 21.04.2025 | 16.15 Uhr | hr Fernsehen

Fynn Kliemann will wieder ins Rampenlicht – mit neuer Musik und mit seinem Kliemannsland.
Er gehörte einst zu den erfolgreichsten Youtubern in Deutschland, seine Videos als Heimwerker und aus seinem Kliemannsland waren Hits, ebenso wie seine Songs.

Sein großer Absturz erfolgte 2022, als das „ZDF-Magazin Royale“ von Jan Böhmermann seinen Maskendeal aufdeckte. Dass seine in Europa gefertigte Masken in Wirklichkeit aus Bangladesh stammten. Dass er damit richtig viel Geld verdient hat, obwohl er sagte, das sei zum Selbstkostenpreis gewesen. Und dass defekte Masken an Flüchtlingsheime geschickt worden seien.
Fynn Kliemann hat damals nichts wirklich Verbotenes getan – es war eher ein riesiger Vertrauensbruch, den er sich da geleistet hatte, durch das Internet schwappte eine Welle der Empörung, aber vor allem der grenzenlosen Enttäuschung. Er verlor Sponsoren und Geschäftspartner, fiel in ein tiefes Loch.

Am Ostermontagnachmittag zeigte der hr die Doku „Fynn Kliemann – Ich hoffe, ihr vermisst mich!“ – verbunden mit der Frage, was ihn jetzt eigentlich antreibt und wie er den Skandal heute sieht.

Was ihn antreibt, ist, so kann man das wohl zusammenfassen: Er will wieder berühmt und beliebt sein, wieder ins Rampenlicht. Er hat neue Musik gemacht, und das schlimmste wäre nicht, dass man seine Songs verreißt, sondern, dass sie niemand hört. Ignoriert zu werden scheint für ihn das schlimmste zu sein.
Und so fährt er mit seinem Auto nach Hamburg, lädt dort Leute auf der Straße ein, mit ihm im Auto seine neue Musik zu hören – und scheint glücklich. Einfah, weil sich jemand interessiert.

Spricht er über den Skandal 2022 zur seinen Deals zur Coronazeit, dann spricht er vor allem über sich selbst. Wie er erst mal litt. Und wie er weinte. Und wie er nicht mehr schlafen konnte. Und dass er Leute entlassen musste.
Er spricht eigentlich fast nur darüber, was das alles mit ihm selbst machte, er selbst ist ihm das wichtigste, so scheint es.
Erst sehr viel später räumt er ein, dass er sich das alles auch selbst zuzuschreiben hatte, ohne sehr viel näher ins Details zu gehen.

Fynn Kliemanns Botschaft lautet: Ich will wieder mitmachen, ich will wieder stattfinden.
Ob das funktioniert, das ist offen, und das erscheint eher zweifelhaft. Zu tief sitzt der Stachel bei vielen seiner ehemaligen Fans über das, was damals passiert ist. Zu tief sitzt die Enttäuschung – und auch der Zweifel, ob Fynn Kliemann das alles wirklich bereut hat.
Den Eindruck macht er, aber nur ein bisschen. Denn wenn er über diese Krise spricht, spricht er ausschließlich über sich, nicht darüber, welche Enttäuschungen er bei anderen Menschen verursacht hat. Es wirkt, als ob er immer noch nicht ganz verstanden, was damals passiert ist – und warum das passiert ist.

Deshalb ist diese Doku sehr sehenswert, wenn auch vielleicht nicht mit dem Ergebnis, das sich Fynn Kliemann selbst womöglich gewünscht hat.
Es ist nicht die Haltung der Doku, auf die es hier ankommt, sondern das, was Kliemann selbst im Film sagt. Und was er nicht sagt.
Niemand sollte für immer und ewig für etwas büßen müssen, was er getan hat. Aber vielleicht ist es für ein Comeback noch zu früh. Das Zauberwort heißt stattdessen: Aufarbeitung.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 21. April 2027)


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