MI 09.04.2025 | 22.00 Uhr | NDR
Hurra, endlich bietet das öffentlich-rechtliche Fernsehen auch Rechtspopulismus! Das wurde aber auch Zeit!
„Das gefällt vielleicht nicht jedem, aber NDR und BR starten ein neues Format – für mehr Meinungsvielfalt. Wir haben in den letzten Jahren zu oft unliebsame Themen und Meinungen ausgeblendet.“
So wird eine neue Dokureihe angekündigt: Am Mittwochabend lief im NDR die erste Folge von „Klar“.
Aber was ist denn das nun für ein unliebsames Thema, das so lange Zeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgeblendet worden ist?
Migration.
Da bist du jetzt bestimmt auch überrascht. Oder wenigstens ein bisschen?
In „Klar“ sollen allerdings Meinungen vorkommen, die so nie im NDR zu hören waren. Oder so. Endlich mal nicht dieses links-grünes Gesabbel, das von der Regierung bezahlt wird. Endlich kommt anständiges deutsches Fernsehen, und Julia Ruhs sagt endlich mal das, was … also, das, was jetzt wirklich mal über Migration gesagt werden muss. Weil…. also, es sagt ja sonst keiner. Angeblich.
Und so geht es 45 Minuten lang um die guten Deutschen und die bösen Asylbewerber.
Hauptakteur ist Michael Kyrath. Seine Tochter und ihr Freund starben bei einem Messerangriff eines Palästinensers, der zuvor schon bei den Behörden auffällig geworden ist. Das ist dramatisch und für den Vater natürlich eine Tragödie. Aber für Michael Kyrath scheinbar auch eine Mission, endlich gegen illegale Migranten vorzugehen.
Und so darf Kyrath in der NDR-Doku ein bisschen fürs Bild hin- und herlaufen, traurig gucken und so zu tun als würde er gerade die Tagesschau schauen, weil gerade zuuuuufällig das Kamerateam da ist, als eine weitere Anschlagsmeldung verkündet wird.
Auch ist de Kamera dabei, als bei Kyrath im Wohnzimmer die Freunde seiner Tochter sitzen, und einige weinen, als die Kamera draufhält.
Das ist emotional, und das ist alles auch sehr traurig. Aber es bringt das Thema nicht weiter – es ist eben nur eines: emotional. Dass der Vater des toten Mädchens sich gedanklich radikalisiert, ist verständlich. Es ist auch wichtig, ihn zu zeigen – aber dennoch: Er dient der Emotion.
Auch trifft Julia Ruhs türkische Migranten, die erzählen, dass auch sie wollen, dass die illegalen Einwanderer wieder raus müssten.
Julia Ruhs verbindet diese Themen an einem Mikrofon sitzend und wirkt wie eine dieser ach so wichtig wirkenden Influencerin auf X. Das Wort „klar“ it im Hintergrund eher unscharf zu kennen, was der Klarheit eher hinderlich ist.
Es scheint, dass „Klar“ nicht mehr ist als die Reaktion auf die Beschwerden von Rechtspopulisten, dass doch auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen etwas für sie machen muss. Die Frage ist nur, ob das wirklich seriös ist. Seriös wirkte „Klar“ an vielen Stellen nicht. Nicht nur wegen der diversen gestellt wirkenden Szenen, sondern auch wegen der Narrative, die hier so einseitig erscheinen, wie man sie ansonsten den anderen NDR-Sendungen vorwirft.
Dazu passt, dass Julia Pahs auf extrem unangenehm flapsig-arrogante Art auf Kritik im Social Media auf Kritik reagiert.
Klar scheint bei „Klar“ nur eines zu sein: dass der NDR hier versucht einen neuen Ton anzuschlagen. Vorschlag für einen neuen Titel: „NDR Nius“.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 9. April 2027)
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