Die dicke Berta, die eigentlich Marie heißt

Neulich nutzten wir den Sonntag, um ein wenig frische Luft zu schnappen – am Tegeler See im Norden Berlins.
Man kann am See-Ufer entlangwandern. An der Greenwichpromenade kann man die vielen Ausflugsdampfer sehen, die noch in der Winterpause sind. Vermutlich ist hier im Sommer so richtig viel los.

Wir gelangten zur Tegeler Hafenbrücke, wo man einen schönen Blick auf den kleinen Kanal hat, an dem neumodische Wohnhausklötze gebaut worden sind. Nicht schön – aber sicherlich trotzdem schön, dort zu wohnen.

Unweit davon steht ein Baum, der auf unserer Liste stand. Man nennt ihn (oder sie) die „Dicke Marie“.
Es ist ja quasi noch Winter, deshalb sieht der Baum ziemlich karg aus, als ob er eigentlich schon am Sterben ist. Das wäre schade, denn die dicke Berta, äh, Marie ist ein wirklich berühmter Baum.

Als wir dort ankommen, steht eine Seniorengruppe rund um den Baum und staunt. Und die einen oder anderen essen irgendwas. Aber irgendwann brechen sie dann doch auf, und wir können uns ganz in Ruhe der Marie zuwenden.
Wir stehen also da, und es ist erstaunlich, wenn man überlegt, wer hier schon alles gestanden hat. Johann Wolfgang von Goethe soll hier gewesen sein. Wilhelm und Alexander von Humboldt sollen dem Baum den Namen gegeben haben – „Dicke Marie“.
Daran merkt man: Der Baum ist alt. Sehr gut – nämlich 800 bis 900 Jahre. So genau weiß man das nicht. Auf jeden Fall älter als Berlin selbst. Es handelt sich um Berlins ältesten Baum.
Er ist 26 Meter hoch, und es ist ein durchaus erhabener Moment, wenn man davor steht.

Ich habe überlegt, wie sich so eine Gegend in 900 Jahren verändert, was dieser Baum schon alles erlebt hat.
Es gibt einen Film von 2024. Er heißt „Here“, und er ist aus einer einzigen Kameraperspektive gedreht. Es gibt nicht eine Handlung, sondern ganz viele. Sie spielen im Jetzt, im Damals und auch in der ur-Zeit. Man sieht, wie sich die Gegend im Bildausschnitt in den Hunderten Jahren verändert hat.
Das kam mir in den Sinn, als ich bei Marie stand.

Warum ich aber immer von der dicken Berta sprach, obwohl Berta ja Marie heißt – keine Ahnung…


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