Queer

Sex. Er sucht Sex. Mit nervösen Blicken streift er durch die Straßen von Mexiko-City. Er will heute noch Sex. In der Bar starrt er junge Männer an, in der Hoffnung, sie starren zurück. Wird das heute noch was?
So lernen wir William Lee (Daniel Craig) kennen. Er kommt eigentlich aus den USA, ist aber von dort nach Mexiko geflohen. Er ist drogensüchtig, trinkt viel, muss aber kein Geld mehr verdienen – er hat genug. So bleibt ihm nur die Suche nach Sex.
Und dann hat er Glück. Wobei William gar nicht so genau weiß, ob Allerton (Drew Starkey) wirklich auf ihn steht. Sie verbringen eine gemeinsame Nacht, und William fühlt sich sehr zu ihm hingezogen. Allerton bleibt aber unergründlich – will er nur Williams Geld? Sie reisen in den südamerikanischen Dschungel. William will Klarheit.

„Queer“ ist der neue Film von Luca Guadagnino („Call me by your Name“). Er zeigt Daniel Craig, den früheren James Bond, in einer Rolle, wie man sie von ihm noch nie gesehen hat. Bond, äh, Craig, wie er einen jungen Mann begehrt, mit ihm Sex hat. Schauspieler Daniel Craig sagt, dass das während seiner Zeit als James Bond wohl so nicht möglich gewesen wäre. Da könnte was dran sein. Tatsächlich spielt Daniel Craig richtig stark. Ein in die Jahre gekommener Mann auf der Suche nach Körperlichkeit – aber eben auch auf der Suche nach Zuneigung. Auch sein „Gegenspieler“, Drew Starkey als Allerton, spielt hervorragend – einerseits leicht schüchtern, auch verschmitzt, verschämt und abweisend.
Der Film spielt in den 1940er-Jahren – das wird nicht weiter thematisiert, wie auch das ganze Thema der Homosexualität nicht als Problem thematisiert wird. Fast wie selbstverständlich, ohne Scham.
Der Zuschauer wird dennoch auf die Probe gestellt. Denn im letzten Drittel driftet der Film leider vollkommen ins Psychedelische ab. Die beiden Männer machen im Dschungel eine Art Drogentrip, an dem wir teilhaben. Dabei scheinen die beiden Körper ineinander zu verschmelzen. Danach aber herrscht vollkommene Ratlosigkeit, und der nett gespielte, aber irgendwie seltsam überflüssig wirkende Epilog hinterlässt nur noch Kopfschütteln. Diese letzten beiden Kapitel machen den Film leider etwas kaputt.

-> Trailer auf Youtube

Queer
USA/Italien 2024, Regie: Luca Guadagnino
Mubi, 135 Minuten, ab 16
6/10


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