Wenn man bei diesem Film das Gefühl haben sollte, dass er ziemlich bruchstückhaft und episodenmäßig wirkt, dann hat das durchaus einen Grund: Denn während der Kinofilm „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ etwas mehr als zwei Stunden dauert, wird es 2025 bei RTL+ eine 6-teilige Serie geben – was dann wohl etwa viereinhalb Stunden ergibt, also gut die doppelte Laufzeit. Heißt: Alles, was im Film einen irgendwie oberflächlichen Eindruck macht, könnte in der Serie eine größere Rolle spielen.
Aber vermutlich wollte man unbedingt diese Kinoauswertung.
Burgund im Mittelalter: Bei einem Kampf wird König Dankrat (Jörg Hartmann) getötet. Für Waffenmeister Hagen von Tronje (Gijs Naber) eine schlimme Lage, denn er sieht die Schuld für die Katastrophe bei sich.
Das Land steckt in einer tiefen Krise, und der neue König Gunter (Dominic Marcus Singer) muss es nun führen.
Im Land taucht eines Tages der berühmte Drachentöter Siegfried von Xanten (Jannis Niewöhner) auf. Er ist einer, der sich nichts sagen lässt, und er verliebt sich in die Königstochter Kriemhild (Lilja van der Zwaag) – und sie sich in ihn.
Hagen ist skeptisch – auch, weil er schon länger unterdrückte Gefühle für Kriemhild hat.
König Gunter will unterdessen nach Isenland, er will die dortige Herrscherin Brunhild (Rosalinde Mynster) zur Frau nehmen. Doch dafür muss er erst mal mit ihr kämpfen.
Der Film von Cyrill Boss und Philipp Stennert ist eine Neuinterpretation des Nibelungenliedes. Ganz konkret stützt sich die Handlung von „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ auf die Buchvorlage „Hagen von Tronje“ von Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein.
Hier soll Hagen in den Mittelpunkt gestellt werden. Auf merkwürdige Weise hat man allerdings über weite Strecken nicht das Gefühl, dass Hagen die Hauptperson ist oder dass die Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählt wird. Dafür stiehlt ihm Jannis Niewöhner als Siegfried eindeutig die Show – Siegfried ist im Film auch die interessanteste Figur, mit all seinem Rebellischem und Aufsätzigem.
Andere Figuren bleiben hingegen blass. Kriemhild ist fast schon eine Randfigur. Jördis Triebel kommt als Gunters Mutter gar nur ein- oder zweimal vor. Die Brüder von Gunter sind irgendwie einfach immer nur da, aber man ahnt, dass Giselher (Alessando Schuster) Potenzial für eine tiefere Charakterisierung hat, weil da einiges angedeutet wird.
Wundert man sich während des Films darüber, könnte einiges klarer werden, wenn bei RTL+ das Ganze als Serie laufen wird.
Dass die ganz große Begeisterung ausbleibt, liegt an so manchem hölzernen Dialog, an fehlender Opulenz und daran, dass es manchmal wirkt, als würde eine lose Folge von Storys erzählt – dem Film fehlt ein durchgehender Spannungsbogen.
Aber immerhin ist er auch nicht wirklich langweilig.
Hagen – Im Tal der Nibelungen
D 2023, Regie: Cyrill Boss und Philipp Stennert
Constantinfilm, 135 Minuten, ab 12
6/10
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