Wenn die Menschen nicht zu den Büchern kommen, dann müssen die Bücher eben zu den Menschen kommen.
Das hat sich der Buchhändler Carl Kollhoff (Christoph Maria Herbst) zu Herzen genommen. Jeden Tag sucht er sich diverse Bücher raus, packt sie in seinen Rucksack und bringt sie zu seinen Stammkunden nach Hause.
Das ist Routine – für ihn und für die Menschen, die er besucht. Dabei glaubt er, sie immer mit den richtigen Büchern zu versorgen.
Aber die Routine wird eines Tages durchbrochen. Denn plötzlich hat er eine Begleitung. Er hat nicht darum gebeten, aber Schascha (Yuna Bennett) lässt sich nicht abschütteln. Das Mädchen will ihn begleiten, und irgendwann beginnt sie, ganz neu zu überlegen, welche Bücher die richtigen für die Menschen sind. Und sich dafür zu interessieren, wen sie da eigentlich immer besuchen.
Als jedoch sein Job im Buchladen in Gefahr ist, droht auch die Ära des Buchspazierers zu Ende zu gehen.
Das ist eine schöne Vorstellung: Ein Mann besucht die Leute, um ihnen jeden Tag Bücher zu bringen – und sie geben die dann irgendwann zurück, meistens jedenfalls.
Davon erzählt der Film „Der Buchspazierer“ von The Chau Ngo, nach dem Buch von Carsten Henn.
Obwohl der Mann Gutes tut, irgendwie ist es doch Routine. Diese wird aufgebrochen, als das Mädchen dazu kommt. Sie sorgt dafür, dass sich etwas Neues einschleicht: Sorge Mitgefühl, Zusammenhalt, Freundschaft. Gleichzeitig bricht auch Trauer auf, die verarbeitet werden muss.
Auf fast poetische Weise wird so von Menschen erzählt, die in einem Ort leben, sich nicht kennen, sich aber kennenlernen.
In vielen größeren und kleineren Rollen sind u.a. Ronald Zehrfeld, Edin Hasanovic und Maren Kroymann zu sehen.
Der Buchspazierer
D 2024, Regie: The Chau Ngo
Studiocanal, 98 Minuten, ab 6
7/10
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