MI 31.07.2024 | 14.15 Uhr | ARD-Mediathek

Was scheren uns bei Olympia schon die Sportlerinnen? Wer will die denn sehen? Lieber schauen wir doch das Publikum in der Halle an, wenn sie tanzen, wenn sie hüpfen, wenn sie Grimassen schneiden, und wenn sie sich erschrecken, als sie merken, dass sie auf dem Monitor – also im Fernsehen – zu sehen sind? Und die fahnenschwenkenden Leute nicht zu vergessen! Will man doch alles lieber sehen als die Sportlerinnen!

Es ist so ein bisschen eine Regie-Pest bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Irgendwer muss die Anweisung gegeben haben: Zeigt Leute, Leute, Leute! zeigt, wie fröhlich hier alle sind!

Am Mittwochnachmittag zum Beispiel: Da lief das Viertelfinale im Damen-Tennis-Einzel zwischen Angelique Kerber und Quinweng Zheng. Und immer in den Spielpausen, wenn die Spielerinnen auf ihren Plätzen saßen, zeigte die internationale Regie lieber Leute statt der Sportlerinnen. Dabei wäre es interessant zu sehen gewesen, wie sie damit umgehen, dass sie gute drei Stunden spielen mussten – wie sie diesen Kampf verkraften. Müssen sie was trinken? Sehen sie geschafft aus? Nicht zu sehen, weil wir lieber Leute sahen, die… Siehe oben.

Neulich hatte sich die ARD beim französischen Broadcaster schon beschwert, weil bei einem Frauenfußballspiel auch ständig das Publikum statt des laufenden Spiels gezeigt wurden.

Das Spiel lief live und in voller Länge in der ARD-Mediathek, auch im Ersten wurden größere Strecken übertragen.
Und es war ein wahnsinniges Match. Über weite Strecken war vollkommen unklar, wer von beiden gewinnen könnte, immer wieder war es äußerst knapp. Beide Spielerinnen powerten sch ohne Ende aus. Wer denkt, Tennis sei nicht spannend, wurde hier eines besseren belehrt.

Im Ersten hatten sie übrigens nichts Besseres zu tun, als kurz vor Schluss – als es wirklich spannend war – aus der Live-Übertragung rauszugehen, um die Tagesschau zu zeigen.
Zwar gab es die Möglichkeit, das Spiel in der ARD-Mediathek weiterzuschauen, aber dennoch war es erstaunlich unsensibel, in diesem Moment das Spiel zu verlassen. Die Schussphase war zwar dann doch wieder live auch im Ersten zu sehen, aber manche Programmentscheidungen sind dennoch fragwürdig. Die Tagesschau hätte auch ein paar Minuten später starten können.

Am Ende war Angelique Kerber denkbar knapp verloren. Ein hochemotionaler Moment, weil klar war, dass genau an der Stelle Kerbers Karriere enden würde. Es war klar,. dass nach dem Turnier Schluss sei.
Kerber verlor – aber sie verabschiedete sich mit einem Knallerspiel und einem echten Olympia-Höhepunkt.

-> Die Übertragung in der ARD-Mediathek (bis 7. August 2024)