Der letzte Drink: Roberto Blanco

MI 29.11.2023 | 23.00 Uhr | rbb

Das hat sich Moderatorin Anna Dushime irgendwie anders vorgestellt. Im neuen rbb-Talk „Der letzte Drink“ trifft sie sich mit ihrem Gesprächsgast an einer Hotelbar. Mit Roberto Blanco (86) wollte sie sich am Mittwochabend eigentlich über die Probleme unterhalten, die schwarze Menschen in Deutschland hatten und haben.

Sagen wir mal so: Roberto Blanco hatte auf das Thema keine große Lust. Und hatte auch scheinbar nie Probleme. Aufzufallen, weil er schwarz ist, sei für ihn gut gewesen. Wer auffalle, habe gewonnen, sagte er.

Dabei fing alles harmlos an. Damals, als er mit 11 Messdiener war und Roberto sich am Messwein bediente. Eine harmlose Story aus seinem Leben, die er mit sichtlicher Freude erzählte. Wie er es überhaupt mag, nette Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen.
Auseinandersetzung, konfrontative Momente, nein, das mag der Roberto gar nicht.

Aber dann schwenkte Anna Dushime auf das Rassismus-Thema um. Würde sie wiedergeboren, wäre sie lieber ein weißer Mann, sagte sie. Was Roberto Blanco nicht verstand, er kenne ja viele Weltstars, die es auch nicht schwer hatten.
Wobei er aus einer Promiblase herausspricht. Er ist in Deutschland seit 60 Jahren ein Star, ob er jemals ernsthaft Rassismus erlebt hat – den er auch als solchen gefühlt hat – ist unklar. Entsprechend hatte die Gastgeberin auch ziemliche Fragezeichen in den Augen, als Blanco so blumig erzählte.

Blanco habe es auch nicht schlimm gefunden, als er in einer Talkshow vom Politiker Joachim Herrmann als N…r getitelt worden war. Ein Moment, wo das Gespräch zum ersten Mal etwas lauter und angestrengter wurde. Während Anna Dushime darüber sprach, dass sich Sprache ja wandele, wurde sie von Roberto Blanco mit großen Augen angeguckt. Jeder müsse das tun, was er für richtig halte, sagte der Sänger fast schon gönnerisch-arrogant zu seiner jungen Gesprächspartnerin – die dann Thema lieber beiseite schob.

Auch nicht verstehen konnte der Entertainer, dass sich Anna Dushime daran stört, dass viele Frauen, auch in der Branche, weniger verdienen würden als Männer. Blanco meinte, das gehöre nicht ins Showbusiness, das habe ihn nie interessiert. Warum auch, er hat immer gut verdient. „Komm mir nicht mit so was“, so der genervte Blanco.

Privates fragt man Blanco besser auch nicht. Als es um seine Frau ging, die ihn auch managt, stellte er fest, dass sie beide sich ergänzen würden. Da wollte Anna Dushime wissen, was sie beide denn für ergänzende Eigenschaften hätten. Blanco sah die Moderatorin bedrückend lange schweigend an, vielleicht überlegend, ob er gehen will. Dann eierte er rum, dass das ja nichts für Fernsehen sei.
Anna Dushime habe in Blancos Buch von seinem ausschweifenden Leben gelesen. Mit wie vielen Frauen er denn im Leben geschlafen habe. Über 1000, meinte, und als Dushime „Wirklich?“ rief, war Blanco schon wieder fast beleidigt, er sei ja immerhin 86.

Ihre Premiere hat sich Anna Dushime sicherlich einfacher vorgestellt. Roberto Blanco hat sie ganz schön ins Schwitzen gebracht. Der Schlagerstar blockt tut ernste Themen ab, wirkt oft arrogant und selbstgefällig. Andererseits: Er ist 86, wieso sollte er sich mit den Problemen der jüngeren Generation noch groß befassen? In „Der letzte Drink“ prallten zwei dieser Generationen aufeinander.

Ob die Sendung fortgesetzt wird, ist übrigens noch unklar. Ob Anna Dushime nach diesem Auftakt noch Lust hat, aber auch.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 8. November 2025)


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