Wenn man dem Filmemacher Tomas (Franz Rogowski) bei der Arbeit zusieht, dann könnte man den Eindruck bekommen, dass er mit anderen Menschen persönlich nicht viel anfangen kann.
Privat lebt Tomas in Paris mit seinem Mann Martin (Ben Whishaw) zusammen. Aber wie wichtig ist ihm die Beziehung wirklich? Tomas beginnt eine Affäre mit der jungen Lehrerin Agathe (Adèle Exarchopoulos). Davon erzählt er auch Martin, und er merkt scheinbar gar nicht, wie sehr er Martin verletzt. Wie selbstverständlich zieht Tomas bei Agathe ein, besucht aber Martin dennoch ständig.
Als es mit Agathe nicht so gut läuft, will er wieder zu Martin zurück… Oder könnte eine Dreierbeziehung funktionieren?
„Passages“, auf Deutsch „Passagen“ erzählt von einem jungen Mann, der ganz offensichtlich Bindungsprobleme hat. Tomas geht es irgendwie nur um sich selbst. Um sein Leben, darum, bei wem er denn nun unterkommen kann. Er sagt, es ist Liebe. Bei Martin und auch bei Agathe. Was das aber konkret heißt, ist unklar, denn mehrfach scheint es, dass er bei Problemen einfach weiterziehen will, oder eher: zurückziehen will, zum anderen. Weil es für ihn so einfach erscheint. Das ist es aber nicht, weil er die Menschen um sich herum kaputtmacht.
„Passages“ von Ira Sachs lebt von seinem tollen Ensemble. Franz Rogowski spielt den Typen auf der Suche nach einer Bindung toll, ebenso Ben Whishaw den tief verletzten Martin.
Dennoch lässt der Film der Zuschauer etwas ratlos zurück, denn so richtig schlau wird man aus dem Ende nicht.
Was der Film aber nicht ist: ein Bashing von Bisexuellen. Denn Tomas‘ Problem im Film ist nicht eine eventuelle Bisexualität, sondern seine egoistische Persönlichkeit, die nur auf die eigenen Vorteile bedacht ist.
So ist „Passages“ doch irgendwie interessant, toll gespielt, aber irgendwie dennoch… seltsam.
Passages
Frankreich 2022, Regie: Ira Sachs
Stadtkino Filmverleih, 92 Minuten, ab 16
7/10
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