DO 31.08.2023 | 1.05 Uhr (Fr.) | SR Fernsehen
„Nicht jede Krise ist eine Chance. Manchmal ist sie auch einfach scheiße.“ Derya (Via Jikeli) hat es erfasst und bringt es ganz trocken hervor.
Aber immerhin muss sie diese Krise nicht allein bewältigen.
Von diesen Krisen erzählt die 8-teilige Serie „Everyone is f*cking crazy“. Die Serie lief spät in der Nacht donnerstags im SR Fernsehen und ist auch in der ARD-Mediathek zu sehen. Sie behandelt ein Thema, das wirklich wichtig ist: Vom Umgang mit psychischen Störungen bei jungen Leuten.
Aber erst mal wird Deryas Therapeutin Dr. Thomalla (Jeanette Hain) tot vor ihrer Praxis aufgefunden. Derya nutzt die Chance, sie gibt sich als ihre Assistentin aus.
Und so lernt sie Chloë (Maja Bons), Schröder (Luise von Stein) und Malik (Arsenij Walker) kennen, die ebenfalls in Behandlung waren. Derya beschließt, die drei weiterzubehandeln. Eigentlich geht es ihr eher darum, ihnen weiter beizustehen – und sie selbst braucht ja auch noch Hilfe.
Tatsächlich werden die vier eine eingeschworene Truppe, aber immer wieder geraten sie auch an Grenzen.
Der Serie gelingt etwas ganz Tolles. Nämlich, mit einer Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit, Witz und Melancholie etwas über die verschiedenen seelischen Krankheiten zu erzählen – und auch, sie zu erklären, ohne es wie Schulfernsehen wirken zu lassen.
So muss Malik versuchen, sich von den Drogen zu lösen. Chloë hat massiv damit zu kämpfen, sich vernünftig auf der Straße zu bewegen, Linien nicht weiter zu beachten. Immer wieder tauchen wir in den Kosmos der einzelnen Figuren ein, können beobachten, was sie umtreibt, warum sie sind wie sie sind.
Die Serie lebt aber auch von ihren hervorragenden jungen Darstellern, die bislang weitestgehend unbekannt sind und einen Einstand feiern, der sich sehen lassen kann. In ihnen und ihren Rollen spiegelt sich die Wut, die Angst, die Verwirrtheit und auch die Trauer wider, die sie beschäftigt.
Und so ist „Everyone is f*cking crazy“ nicht nur Unterhaltung, sondern auch im besten Sinne Bildungsfernsehen.
Produziert wurde die Serie vom SR, dem Saarländischen Rundfunk. Warum der SR die Serie so lieblos im Nachtprogramm versendet, ist unklar. Auch wenn sie vor allem für die Mediathek hergestellt worden ist, gibt es doch keinen Grund, sie nicht auch linear zu einer vernünftigen Zeit auszustrahlen. Sie hat diese Aufmerksamkeit absolut verdient.
-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 25. August 2024)
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