Ein kleines Dorf in Südpolen. Bartek (Jan Hrynkiewicz) ist 22, und auf seinem Hof kümmert er sich um die Pferde. Nachdem der Vater die Familie verlassen hat, liegt viel Verantwortung auf ihn. Seine Mutter kann sich nach einem Zusammenbruch nicht kümmern. Seine Schwester lebt mit ihrem Freund im Ausland. Bartek ist, ohne dass er es wollte, nun das Familienoberhaupt.
Zeit für sich bleibt da kaum, nur wenn er bei den Tieren ist, ist er für sich. Der Alltag vergeht.
Dann aber stirbt der Nachbar, und zur Beerdigung kommt dessen Sohn Dawid (Pawel Tomaszewski). Über ihn wird getuschelt. Weil er sich in den letzten Jahren nicht mehr um seinen Vater gekümmert hat – und über seinen Lebensstil. Bartek ist fasziniert von diesem Typen, der keine Angst zu kennen scheint. Aus Faszination wird mehr – und für Bartek rückt die Entscheidung näher, wie – und wo! – er sein Leben gestalten will.
Einen Elefanten kann man so schnell nicht versetzen. Vielleicht ist Bartek so ein Elefant. Er lebt tagein und tagaus sein Leben. Im kleinen Dorf kommt er zurecht – nicht mehr und nicht weniger. Aber reicht das?
In seinem Film „Elefant“ erzählt Kamil Krawczycki wie es ist, anders zu sein, wenn man in der Einöde lebt – zudem noch in der polnischen. Im Hintergrund laufen in den Nachrichten die Meldungen, dass queeres Gedankengut und queere Handlungen unter Strafe gestellt werden sollen. In Polen weht für gesellschaftliche Errungenschaften inzwischen ein harter Gegenwind, die streng Konservativen halten nichts von Toleranz.
Und Bartek weiß, dass ihn diese Nachrichten irgendwie betreffen, und als Dawid ins Dorf kommt, merkt er, dass es nun Zeit ist, irgendwie zu handeln. Das zu beobachten, ist spannend.
Für deutsche Zuschauer zeigt dieser Film vor allem aber auch, dass man für eine Rechte kämpfen muss – in unserem Nachbarland noch viel mehr als hierzulande. Im konservativen Polen sieht es für queere Rechte alles andere als gut aus.
Elefant
Polen 2022, Regie: Kamil Krawczycki
Salzgeber, 94 Minuten, ab 12
7/10
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