Irgendwas mit Medien

DO 01.06.2023 | ARD-Mediathek

Eigentlich lief sein Bewerbungsgespräch ja nicht so doll. Aber irgendwie hat er es doch geschafft, in Weimar einen Platz im Medien- und Kunst-Studiengang an der Bauhaus-Universität zu bekommen.
Das Besondere: Lennart wird permanent von einem Kamerateam begleitet. Es folgt ihm in seine Wohnung, in die Uni, in die Kurse oder in die Cafeteria.
Und Lennart scheint das zu genießen. Er ist ja auch ein bisschen stolz auf sich. Schon in der Schule war er der große Macker, stand dort oft im Mittelpunkt, und auch für die Uni hat er sich große Ziele gesetzt. Seine Freundin Inge studiert unterdessen woanders, sie führen eine Fernbeziehung.
Seinen Mitbewohner in der WG scheint er immer zu verpassen, und auch in der Uni läuft es nicht immer so, wie er es sich wünscht. Der Langzeitstudent Simon ist der einzige, mit dem er einen Kontakt aufbauen kann. Wobei man nicht so genau weiß, ob Simon Lennart eigentlich leiden kann.

Mein Gott, Lennart. Das denkt man öfter, wenn man sich „Irgendwas mit Medien“ in der ARD-Mediathek ansieht. Die 8-teilige Serie vom mdr ist eine sogenannte Mockumentary. Lennart ist sich also immer bewusst, dass ihn Kameras begleiten. Immer wieder schaut er rein, selbstbewusst, lachend oder auch in ihm unangenehmen Situationen, wenn er schaut, als wünschte er sich, die Kameraleute würden jetzt einfach mal verschwinden.
Lennart ist ein spannender und auch schwieriger Charakter, der es dem Zuschauer nicht leicht macht. Denn er ist lustig, selbstbewusst, aber auch selbstbezogen – um nicht zu sagen: ein ziemlicher Egoist. Er will im Mittelpunkt stehen, es soll sich alles um ihn drehen. Aber schnell erlebt er Niederlagen, nicht nur einmal stehen im die Tränen in den Augen. Man weiß nie so richtig: Kann ich den Typen eigentlich leiden, oder ist er dann doch ein Ar…?

Ein bisschen ist das das Kunststück, das Mirko Muhshoff gelingt. Nicht nur, weil er Lennart richtig gut spielt. Muhshoff hat ihn auch entwickelt, das Buch zur Serie geschrieben und Regie geführt – alles gemeinsam mit Jano Kaltenbach, der in der Serie auch den Simon spielt. Es ist ihr Debüt-Projekt, und die Idee dazu gekommen ist ihnen nach der gemeinsamen Uni-Zeit. Es sind also viele Erfahrungen – und auch Klischees – eingeflossen.
Das Ergebnis ist manchmal anstrengend, hier und da traurig, öfter lustig. Die Serie lotet die moralisch-psychologischen Grenzen aus, manchmal möchte man sich fremdschämen – aber am Ende kann man Lennart wenig wirklich übelnehmen. Das muss man erst mal schaffen.

-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 14. April 2028)


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