MI 08.06.2022 | Netflix
Es ist der 16. August 1988. In Gladbeck überfallen zwei Männer eine Filiale der Deutschen Bank. Sie nehmen Geiseln.
Und natürlich sorgt diese Tat für Aufsehen. Das Fernsehen berichtet.
Am Abend telefoniert bei RTL plus der „RTL aktuell“-Moderator Hans Meiser mit einem der Geiselgangster. Als wäre es das normalste der Welt, ihn mal schnell anzurufen.
Es beginnt eine Jagd quer durch Westdeutschland – und die Presse immer mittenmang.
Auf Netflix ist jetzt die Dokumentation „Galdbeck: Das Geiseldrama“ zu sehen. Der Film des renommierten Dokufilmemachers Volker Heise besteht ausschließlich aus Originalaufnahmen, die damals vom Fernsehen gemacht wurden. Dazu Tonaufnahmen der Polizei.
Auch wenn es schon diverse Dokus und Filme über die Ereignisse rund um die Geiselnahme von Gladbeck gibt – diese Doku zeigt noch mal sehr eindrücklich, wie das alles abgelaufen ist.
Da haben Presseleute immer wieder mit Geiselgangstern gesprochen, auch mit den Geiseln. Sie griffen in Verhandlungen ein, übermittelten Forderungen, sie verfolgten das Fluchtauto, hinter dem sich lange Staus bildeten, weil die Meute ihm nachfuhr.
Einer der Gangster hantierte vor den Presseleuten mit seiner Waffe, während der Interviews gab, ein Journalist setzte sich gar eine zeitlang mit ins Fluchtauto.
Das ganze Versagen aller Beteiligten auf diese Art noch mal vorgeführt zu bekommen, ist bedrückend. Wie die Presse sensationsbesoffen die Geiselnahme begleitete und manipulierte, ist atemberaubend.
Wie die Verantwortlichen es zuließen, dass die Gangster mitten in belebten Innenstädten mit Waffen fuchtelten – und es gar keine so richtig ernst nahm, bis doch mal Schüsse fielen -, ist krass.
Diese Doku ist ein extrem spannendes Zeitzeugnis.
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