All you need

MO 17.05.2021 | 21.45 Uhr | one

In der ARD sind sie mächtig stolz. Zum ersten Mal hat das Öffentlich-Rechtliche eine schwule Serie produziert. Wirklich Wahnsinn. Das ist nur 22 Jahre später als „Queer as Folk“ auf Channel 4 in Großbritannien. Und weil sie sich bei der ARD so über diese Serie freuen, haben sie davon auch unglaubliche (bitte jetzt mal festhalten) fünf (5!!!) Folgen produzieren lassen. Das sind keine zweieinhalb Stunden. Und weil die ARD von diesen fünf Folgen dieser ersten eigenen schwulen Serie so begeistert ist, präsentiert sie sie im quotenmäßig kleinen Sender der ARD: bei one. Am sehr späten Sonntagabend und am nicht ganz so späten Montagabend.
Ja, darauf kann die ARD wirklich sehr, sehr stolz sein.

Aber okay, es gibt nun „All you need“, und eigentlich wurde sie vorrangig für die hippe ARD-Mediathek produziert. Die Zielgruppe streamt ja sowieso mehr als dass sie noch lineares Fernsehen einschalten. Aber es sollte gerade bei einer solchen Serie auch darum gehen, die einen oder anderen Leute zu erreichen, die so etwas nicht gezielt in der Mediathek anschauen.

In „All you need“ geht es um zwei schwule beste Freunde in Berlin. Vince und Levo leben in einer WG. Vince ist Dauersingle, lernt aber im Club Robbie kennen – und sie verlieben sich schnell ineinander. So fix sie beschließen, ein Paar zu sein, stellen sie fest, dass sich in der Beziehung einiges noch einrenken muss. Vince, schwul und schwarz, ist genervt vom Alltagsrassismus, der ihm immer wieder entgegen schlägt. Robbie ist arbeitslos, immer auf der Suche nach Lebensperspektiven. Levo ist unterdessen seit einiger Zeit mit Tom zusammen – sie wollen zusammenziehen. Was natürlich auch Probleme mit sich bringt.

Sind die Dialoge in den ersten Minuten noch ernüchternd hölzern, entwickelt die Serie dann später doch noch eine gute Dynamik. Das liegt vor allem an den spannenden Beziehungen, die gezeigt werden. Einerseits treffen ein lange Geouteter und ein Spätgeouteter aufeinander. Andererseits zwei Männer aus verschiedenen Lebenswelten.
Dabei werden auch Klischees aufgegriffen, aber auch wichtige Themen und Aspekte aus dem Alltag. Allerdings ist auch klar, dass in fünfmal rund 30 Minuten keine wirklich tiefgehende Story erzählt werden kann.
Für die Serienmacher ist der einzige Vorteil der Nische, dass sie recht freizügig drehen konnten. Es wurde in Clubs gedreht, es gibt Sexszenen, bei denen nicht gleich weggeschwenkt wird, wie das vielleicht um 20.15 Uhr im Ersten der Fall gewesen wäre. Immerhin.

Weil die ARD so geil ist, hat sie übrigens auch schon beschlossen, dass eine 2. Staffel produziert wird. Sie wird – und jetzt bitte wieder festhalten – sechs (6!!!!!) Folgen haben. Wahnsinn.

-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 7. November 2021)


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