SA 13.02.2021 | Netflix
Tom Hanks gibt den Claus Kleber. So wie heutzutage Claus Kleber jeden Tag die Nachrichten überbringt und erklärt, macht das auch Tom Hanks in seinem neuen Film. Nur 150 Jahre zuvor.
Im Jahre 1870 ist der Wilde Westen der USA wirklich noch sehr wild. Jefferson Kyle Kidd (Tom Hanks) reist von Ort zu Ort und verliest Nachrichten. Er hat die aktuellen Zeitungen dabei und sucht sich die Meldungen raus, die die Leute interessieren könnten und liest sie ihnen vor. Wie eine große Nachrichtenshow, zu der die Leute angeströmt kommen.
Auf einer dieser Reisen trifft er mitten im Nirgendwo ein kleines Mädchen. Er versteht sie nicht, sie versteht ihn nicht. Aber in ihren Unterlagen steht, dass sie Johanna (Helena Zengel) heißt. Ihre Eltern sind tot, sie lebte stattdessen mehrere Jahre bei den Kiowa. Nun soll sie zu ihrer Tante nach San Antonio. Eigentlich kann Jefferson mit Kindern nichts anfangen – aber dann kümmert er sich doch um das Mädchen, und es beginnt ein Roadtrip und gefährliche Gegenden und dreckige Städte.
„Neues aus der Welt“ sollte eigentlich im Kino laufen, und das wäre auch der Ort, wo dieser Film als erstes hingehört hätte. Nun ist er auf Netflix gestartet.
Regisseur Paul Greengrass nimmt den Zuschauer mit auf eine abenteuerliche und beschwerliche Reise. Denn es sind nicht nur die Sprachhindernisse, die Johanna und ihr Begleiter überwinden müssen. Es lauern auch größere Gefahren. Spannend sind so einige Parallelen zum Leben 150 Jahre danach. Kidd ist Nachrichtenüberbringer, und manchmal muss er das Leuten klarmachen, wenn er Nachrichten überbringt, die ihnen nicht gefallen – er ist nur der Überbringer. Andererseits fasst Kidd irgendwann den Mut und mischt sich durch die Auswahl der Nachrichten dann doch ins Geschehen ein. Auch werden Themen wie Rassismus und Emanzipation angesprochen, die 1870 noch ganz andere Stellenwerte (also, keine) hatten.
Der Film bietet hochgradig spannende Momente, er fasziniert und er rührt auch. Dafür sorgen vor allem die beiden Hauptdarsteller. Tom Hanks spielt den Mann, der sich mehr und mehr seiner Verantwortung bewusst wird. Und Helena Zengel („Systemsprenger“) aus Deutschland könnte mit diesem Werk ihren internationalen Durchbruch feiern. Denn ihre Mimik, ihre Gesten spielt sie ganz hervorragend. Nicht umsonst ist sie dafür für den Golden Globe nominiert.
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