2017 wurde Altkanzler Helmut Kohl in Speyer beerdigt. Am Tag der Trauerfeier war ich gerade auch im Nachbarort Altlußheim auf der anderen Rheinseite. Ein paar Tage nach der Trauerfeier hatte ich mich dann in Speyer auf die Suche nach dem Grab gemacht. Ich habe es nicht gefunden, auch weil es – weil es ja alles noch so neu war – keine wirklichen Informationen darüber gab, wo genau sich denn nun das Grab befindet.
2020 nun der zweite Anlauf, und inzwischen gibt es ja dann doch genaue Informationen darüber, wo man denn hin muss, um das Grab zu sehen.
Er ist auf dem Alten Friedhof in Speyer begraben, und ich gab ihn dann in den Routenplaner ein und bin so zum Friedhof geführt worden. Ich laufe auf das Gelände. Links, an der Trauerhalle, findet offenbar gerade eine Beerdigung statt. Die Leute warten, dass der Leichnam rausgebracht wird.
Ich laufe weiter, ich habe keine Ahnung, wo genau ich suchen muss. Aber Speyer hat einen wirklich schönen Friedhof. Sehr viel grün, viele Bäume und Sträucher.
Damit ich nicht ewig weitersuchen muss, schaue ich nochmal im Internet nach. Ich entdecke, dass die Ruhestätte von Helmut Kohl sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Und dass ich auf dem falschen Friedhof bin.
Ich bin nicht auf dem Alten Friedhof, sondern auf dem eigentlichen Friedhof in Speyer.
Also ließ ich mich von Google zum richtigen Friedhof leiten.
Helmut Kohl liegt im Adenauerpark in Speyer. Ein interessanter Ort. Denn von 1502 bis 1881 war das der Friedhof von Speyer. Noch heute findet man rund um die gotische Kapelle aus dem 16. Jahrhundert lauter alte Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert. Es scheint, dass sich keiner mehr so richtig darum kümmert, die Grabstellen verwittern. Allerdings stehen die unter Denkmalschutz. Im Tiefschlaf liegt das Gelände dennoch nicht. 1958 wurde das Gelände neu gestaltet, 1967 wurde es in Adenauerpark umbenannt. Es gibt Laufwege, Bänke, Spielgeräte, viele Bäume und Sträucher. Für die Menschen in Speyer ein Ort der Erholung.
Und mitten dort, am Rande des Geländes, gegenüber vom alten Friedhofsteil, befindet sich die Grabstelle von Helmut Kohl. Er liegt nicht in Ludwigshafen, bei seiner Frau Hannelore. Unter anderem das hatte zum Zerwürfnis zwischen Kohls Söhnen und seiner neuen Frau geführt.
Die Grabstelle ist niedrig eingezäunt, die Stelle selbst ist videoüberwacht. Auf einem schlichten Holzkreuz stehen Name, Geburts- und Sterbedatum. Davor, auf dem Grab sind Blumen. Das Holzprovisorium ist 2019 zugunsten der Blumen gewichen.
Das Grab ist schlicht, aber schön anzusehen. Vermutlich hätte Helmut Kohl mehr Pomp verdient, aber die Schlichtheit steht ihm eigentlich auch gut zu Gesicht – aber vermutlich hatte er zu Lebzeiten dazu wenig zu sagen. Allerdings heißt es, das Domkapitel stellte auf Bitten Kohls dem früheren Bundeskanzler eine Grabstätte zur Verfügung.
Ich stehe eine gute Minute am Grab. Kurz stelle ich mir noch mal vor, wie Kohl so war. Der Kanzler der Einheit, wie es so schön heißt. Für Deutschland ein wichtiger Politiker, der natürlich nicht für die Wende verantwortlich ist, aber durchaus sehr dabei half, die Einheit so zügig zu vollenden.
Als ich mich entferne, kommt ein Paar. Sie bleibt vor dem Grab stehen, er macht aus der Ferne ein Foto von seiner Frau und dem Grab.
Ich laufe unterdessen noch ein wenig durch den Adenauerpark und sehe mir auch noch mal die ganz alten Grabsteine an der Kapelle an.
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