Warten auf’n Bus

MI 29.04.2020 | 22.30 Uhr | rbb

Eine Bushaltestelle irgendwo in Brandenburg. Zwei Männer, die auf den Bus warten. Oder einfach nur so da rumstehen, denn mitfahren wollen sie nie. Sie reden einfach.
Das klingt erst mal nicht wirklich spannend. Und das auch noch acht Folgen lang, die der rbb momentan jeden Mittwochabend zeigt und schon komplett in die ARD-Mediathek gestellt hat: „Warten auf’n Bus“ heißt die Eigenproduktion.

Die zwei Männer sind Hannes (Ronald Zehrfeld) und sein Kumpel Ralle (Felix Kramer). Stundenlang lungern sie an der Bushaltestelle am Rande des Dorfes rum und reden. Und irgendwann kommt dann auch mal der Bus mit der Fahrerin Katrin (Jördis Triebel).

Anfangs, bei Folge 1, weiß man nicht so genau weiß, was man davon halten soll. Warum die beiden Typen die ganze Zeit da rumsitzen, ist unklar. Was sie sich da zu erzählen haben, ist so mittelspannend. Insbesondere Ronald Zehrfeld nuschelt sich die ganze Zeit etwas zusammen, und man sucht schon die Taste für die Untertitel.
Das ändert sich aber, weil die Gesprächsthemen immer spannender werden. In einer Folge philosophieren die beiden über ihr bisherigen Leben, über ihre persönliche DDR-Geschichte. Über das Leben auf dem Brandenburger Land. Sie müssen sich von einer jungen Göre sagen lassen, wie rückständig sie sind – was sie natürlich empört. Es geht später darum, wie man mit Nazis umgehen soll, inklusive eines überraschenden Geständnisses mit anschließendem Streit. Zwischendurch müssen sie sich selbst mit dummen Nazis rumschlagen, und der Hund Maik spielt auch immer wieder eine Rolle.

„Warten auf’n Bus“ ist eine kleine, aber sehr feine Produktion. Ronald Zehrfeld und Felix Kramer treffen nicht nur den Brandenburger Slang sehr gut. Es geht im Laufe der acht Folgen durchaus immer wieder um Themen, die die Menschen in der Region in irgendeiner Art und Weise bewegen könnten. Denn die beiden Männer sind keine, die zu den Überfliegern zählen. Sie haben keine aktuellen Erfolge vorzuweisen. Die Kunst ist aber, dass sich dennoch keinen Anlass für Häme bieten. Sie respektieren und mögen sich, und das geht den Zuschauern in der Regel bald auch so.
Nicht alle der acht Folgen sind Knaller, aber es gibt echt gute Momente in dieser Brandenburg-Serie.

-> Die komplette Serie in der ARD-Mediathek (bis 15. Oktober 2020)


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