Barfuß

DI 06.04.2010 | 20.15 Uhr | Sat.1

Barfuss? Zunächst möchte ich höflichst darauf hinweisen, dass „Barfuß“ immer noch und auch in Zukunft mit einem „ß“ geschrieben wird. Daran können weder der Buena-Vista-Filmverleih noch Sat.1 etwas ändern. Wäre doch schön, wenn auch die Filmemacher zur richtigen Anwendung der deutschen Rechtschreibung beitragen würden.

Dieser 2005 mit großen Trara angekündigte und überschwänglich mit „Knockin On Heavens Door“ verglichene Film kann leider nicht das halten, was er zu versprechen scheint.
Die Geschichte ist eigentlich ganz herzig: Nick (Til Schweiger) verhindert in einer Nervenheilanstalt den Selbstmord von Leila (Johanna Wokalek). Fortan wird er sich nicht mehr los.

„Barfuß“ setzt auf die inzwischen bekannte Schweiger-Mischung. Spannung, Witz, tolle Optik, mitreißender Soundtrack. Ob „Barfuß“ besonders lustig sein will, bleibt unklar. Viel mehr aber setzt er auf den einen oder anderen rührenden Augenblick. Doch leider ist das eben in diesem Fall nichts Halbes und nichts Ganzes.
Das fast durchweg gute Schauspielerensemble (selbst Schweiger spielt annehmbar) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film keine größeren Emotionen auslöst. Der Humor wirkt hier und da ein wenig plump. Die Musikauswahl wirkt manchmal ein wenig deplatziert und uninsperiert. Den Song „Hallelujah“ haben Filmfans schon zu oft in Filmen und Serien gehört. Und das auch auch, als „Barfuß“ 2005 im Kino lief.


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Kommentare

3 Antworten zu „Barfuß“

  1. Fynni

    Meine Kritik zum Film: „Barfuss“

    Waaahh!… Gleichzeitig habe ich Tränen in den Augen. Waaahh, denn als ich die erste Szene von „Barfuss“ sah, war ich wütend und sauer. Immer dasselbe: Menschen, die krank sind, nicht körperlich, aber psychisch werden verspottet, werden als total buchstäblich verrückt, nicht zu uns gehörend, dargestellt. Es sind Menschen mit einer Krankheit, manchen kann man helfen, manche sind unheilbar krank. Eine ganz ’normale‘ Aufteilung wie sie in jedem Krankenhaus passiert. ‚Normal‘, das wäre ja schon das Stichwort, normal sein so wie jeder andere. Wer will das schon? Leider die gesamte Menschheit (mit ein paar wenigen Ausnahmen, die schwer darum zu kämpfen haben). Und so können sie wahrscheinlich auch nicht akzeptieren, dass es Menschen neben uns gibt, die nicht so sind, vielleicht durch eine Krankheit bedingt… So auch in „Barfuss“, zuerst wollte ich nicht länger die Einschaltquoten in die Höhe treiben, habe weggeschaltet. Tage später, als ich die Möglichkeit hatte, den Film in der Sat1Mediathek anzuschauen, habe ich mich für ihn entschieden und mir vorgenommen am Ende eine Kritik zu schreiben, so wie ich es jetzt tue. Appell an alle, den Film kritisch zu sehen und nicht an die Intention der Filmemacher zu glauben, ja, bitte sogar sich bewusst zu werden, dass wirklich subjektive Nullahnung über psychisch kranke Menschen zu diesem Produktionsergebnis geführt hat.
    Verspottung von Menschen, die nun eben nicht ’normal‘ sind, kennen wir aus Til Schweigers Filmen. Egal ob es in diesem Film die Menschen ohne Arbeit waren, die im Arbeitsamt saßen, die mit ökologischem Hintergrund Lebende wie Anna in ‚Keinohrhasen‘ oder eben kranke Menschen wie wieder in „Barfuss“. Man muss allerdings den Unterschied feststellen, dass die ersten und letzten im Gegensatz zu den alternativ Lebenden Menschen unserer Gesellschaft sind, die ohnehin eine schwere Zeit erleben und sich nicht freiwillig dafür entschieden haben. Und genau deswegen ist es wirklich erbärmlich und armselig, gerade diese dafür zu nutzen, eine gute Szene in einem Film zu erhaschen.
    Gleichzeitig aber Tränen in den Augen, denn trotz der allgemeinen armseligen Haltung gegen psychisch Kranke vermittelt „Barfuss“ das Gefühl in Folge der Handlungsentwicklung, dass auch psychisch Kranke, ich möchte noch hinzufügen, egal in welchem Alter es gibt nun leider auch viele kranke Kinder, die aber immer vollständig außer Betracht gelassen werden, freundliche, liebenswürdige Menschen sind, die oft mehr zu bieten haben als jeder ‚Normale‘.
    Zum Schluss noch die Frage, warum und wozu müssen in solchen Filmen Menschen so schlecht dargestellt werden? Bringt es den Zuschauer den weit bekannten Egoschubser, egal wie scheiße, doof und blöde sie sind, fühlen sie sich nach dieser Ausgestaltung der Regisseure der Kranken besser als andere und das stärkt ja bekanntlich jedes Selbstwertgefühl, ist es das? Finden deswegen die Zuschauer den Film klasse und schauen in sich nochmal an? Beabsichtigt von den Drehbuchschreibern und Regie Führenden? Wahrscheinlich alles, ja.

    Und dann noch als kleine, hoefliche Fu(scharfes ’s‘)note, wie es schon >>RT Zapper<< auch getan hat. Das Wort 'barfu(scharfes 's')', welchem der Titel ja wohl entsprechen will, schreibt man mit scharfem 's'. (Das System hier akzeptiert es aber leider nicht…) Natuerlich ist es ein Name und jeder Autor kann sein Werk nennen, wie er moechte(so zitiere ich auch immer den Originaltitel), jedoch aehnelt dieser Titel sehr dem deutschen Wort 'barfu(scharfes 's')', und so kann man doch darum bitten, sich dann auch der deutschen Rechtschreibung anzupassen. Denn sonst lernt der deutsche Grundschueler ja nie, wie es richtig hei(scharfes 's')t, wenn es nur so schlechte Vorbilder gibt, die es vielleicht selbst nicht wussten?;-]

  2. @Fynni; *zustimm*
    Ich habe den Film vor längerer Zeit gesehen, und musste zwar hier und da schmunzeln, gesamt ist es aber tatsächlich das Schema „Kuck mal, die sind bekloppt!“
    Niveau..?

  3. Anton

    Fynni, einach klasse deine Gedanken zum Film. Super, der Hammer. Genau analysiert, super hintergefragt und die wahre Aussage des Filmes zum Ausdruck gebracht. Und du hast so recht mit deinen Bemerkungen zu unserer Gesellschaft und deren Umgang mit psychisch kranken Menschen.Hut ab! Liebe Grüße, Anton

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