DI 09.10.2007, 22.45 Uhr, ZDF
Johannes B. Kerner wirft Eva Herman aus seiner Show raus. Was für eine Schlagzeile! Aber auch ein Beispiel für eine von vorn bis hinten missglückte Sendung, für ein journalistisches Desaster, für eine redaktionelle Fehlleistung.
Natürlich: Eva Hermans leichtfertig dahingeplapperte Äußerungen, die die deutsche Geschichte und das Dritte Reich betreffen („Wenn man nicht über Familienwerte der Nazis reden dürfe, könne man auch nicht über die Autobahnen sprechen, die damals gebaut wurden.“), gehen so gar nicht. Dennoch: Dass Johannes B. Kerner Eva Herman nach etwa 50 (von 75) Minuten bat, zu gehen, zeigte deutlich das Unvermögen, ordentlich an dieses sehr schwierige Thema ranzugehen.
Es kann einfach nicht sein, dass Eva Herman in eine Runde gesetzt wird, in der Senta Berger das Buch nicht kennt. In der Mario Barth so oder so nicht viel zu sagen hat. In der vielleicht noch Margartehe Schreinemakers einigermaßen kompetent ist. Dazu im Publikum ein Historiker. Wo waren die Fachleute? Therapeuten? Familienspezialisten? Mütter aus dem normalen Leben? Wo war ein kompetenter Politiker in der Runde? Man kann doch so ein Thema nicht journalistisch angehen, in dem man Eva Herman in die keifende Runde setzt! Was ist das für eine redaktionelle Planung? Hier scheinen alle Seiten das Thema komplett unterschätzt zu haben. Und noch viel mehr, welche Auswirkungen das Gespräch haben würde.
Warum wurde die Show nicht zweigeteilt? Wie schon hin und wieder praktiziert, hätten die Gäste nach dem Herman-Thema (fast) komplett ausgetauscht werden können. Das wäre ein klarer Schnitt gewesen und hätte dem Zuschauer die Gelegenheit gegeben, eine ausgewogenere Diskussion mit kompetenteren Leuten zu verfolgen.
Aber das, was sich da am Dienstagabend im ZDF abspielte – das war eine journalistische Ohrfeige. Erschreckend. Offenbar in keinster Weise von der Redaktion vorausgedacht – mitgedacht.
Deshalb war der Rauswurf nach Hermans Äußerungen in dieser Situation vielleicht gerechtfertigt. Insgesamt betrachtet war er jedoch ein Armutszeugnis. Für Johannes B. Kerner und sein Team.
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