Totensonntag

Heute gab es Teil 2 der familiären Jahresendrituale (siehe 6.11.05). Am Totensonntag gehen wir jedes Jahr auf den städtischen Friedhof in Oranienburg. Dort liegt meine Oma (mütterlicherseits) in einer Urne begraben.

Oma Hanna war eine tolle Frau. Als Kind bin ich jede Woche mindestens einmal bei ihr gewesen. Ausflüge haben wir gar nicht so viele gemacht, das war nicht so ihr Ding. Aber dafür konnte man mit ihr immer toll quatschen, später auch Filme sehen. Von ihr habe ich wahrscheinlich auch die Eigenschaft, nachts bis in die Puppen aufzubleiben. Sie war genauso. Ich habe immer gesagt, wenn ich mal einen Führerschein habe, fahren wir öfter mal irgendwo hin. Hätte ich auch gemacht. Aber in der Zeit, als ich dann in der Fahrschule war, ist sie gestorben. Im August 1996. Und da, das muss ich sagen, war sie selbst dran schuld. Sie hatte mächtigen Schiss vor dem Arzt und dem Krankenhaus. Sie hatte Wasser in den Beinen, ihre Ärtzin hatte ihr dringend empfohlen, ins Krankenhaus zu gehen. Meine Oma weigerte sich, musste sogar eine Erklärung unterschreiben, und verbot der Ärztin auch, meiner Mutter etwas davon zu erzählen. Am Abend des 11. August 1996 muss dann das Wasser so weit in ihrem Körper nach oben gestiegen sein, dass sie daran starb. Es muss ziemlich schnell gegangen sein. Damals war ich sehr traurig, aber auch böse auf sie. Sie hätte noch länger leben können.

Der Totensonntag auf dem städtischen Friedhof beginnt mit einem kleinen Gottesdienst, einige Bläser spielen ein paar schöne Lieder. Ist eigentlich immer ganz schön. Man sieht jedes Jahr ein paar bekannte Gesichter. Heute allerdings war das Wetter eher bescheiden, es regnete. So wurde der Gang zum Grab etwas beschleunigt.
Nächstes Jahr dann wieder länger. Und ansonsten ist meine Oma ja auf meiner großen Fotowand verewigt…


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